Presseschau

20 minuten vom 16.04.2019

Dieser Mann legt den goldenen Boden für die Fussballkunst

BASEL. Marc Studach (45) ist der Hüter des heiligen Grashalms im Basler St.-Jakob-Park. Doch Helene Fischer und Regen können seine Arbeit ruinieren.

Marc Studach (45) ist als Leiter Greenkeeping seit 2011 für die Unterlage im Joggeli verantwortlich. «Der Rasen ist ein Spitzensportler», sagt der Laufentaler. «Er wird ständig stark beansprucht und ist deshalb auch anfälliger für Krankheiten.» Der Chef-Greenkeeper und sein Team, das auch für die Trainingsplätze und unterstützend für den Nachwuchs-Campus sowie einen Grossteil der Unterhaltsarbeiten im Stadion verantwortlich ist, müssen deshalb auch immer ein Auge auf möglichen Pilzbefall des Rasens haben – dieser ist ein verbreitetes Problem in Fussballstadien.

Natürlich verfügt der FC Basel und damit auch Studach nicht über die finanziellen Mittel wie etwa Paris St-Germain, das sich den britischen Star-Greenkeeper Jonathan Calderwood leistet (siehe Box). Doch auch der koche nur mit Wasser, sagt Studach. «Er hat halt noch mehr Lampen, noch mehr Ventilatoren, noch mehr dies und das. Aber ich habe hier alles, was ich brauche», so der FCB-Greenkeeper.

Bei allem Herzblut für seine Arbeit im grössten Stadion der Schweiz gibt es für Studach und sein Team auch die ganz bitteren Momente. Etwa dann, wenn er mit ansehen muss, wie sein liebevoll gepflegter Rasen während einer 90-minütigen verregneten Schlammschlacht übel zugerichtet wird. So geschehen am 12. November 2017, als sich die Schweizer Nationalmannschaft gegen Nordirland mit dem 0:0 in Basel zwar für die Weltmeisterschaft in Russland qualifizierte, der Joggeli-Rasen danach aber ersetzt werden musste. Und zwar schnell, denn nur zehn Tage später stand das Uefa-Champions League-Spiel gegen Manchester United an.

Nicht nur der Regen, auch Helene Fischer kann für Studach zum Albtraum werden. Nach dem Konzert im vergangenen Juli im St.-Jakob-Park musste erneut ein neuer Rasen her. Weil es im Joggeli im Gegensatz etwa zum Zürcher Letzigrundstadion keine Tartanbahn rund ums Spielfeld gibt, hinterliessen die für die Sattelschlepper verlegten Ladeplatten sowie die Schwerlastplatten für die Bühne irreversible Schäden.

«Wir mussten den ganzen Rasen ersetzen», so Studach. «Alles andere wäre untaugliches Flickwerk gewesen.» Die Gesamtkosten von ungefähr einer Viertelmillion Franken für die Neuverlegung des Rasens musste der FCB glücklicherweise nur teilweise übernehmen.

Doch auch die neue Unterlage aus deutsch-holländischer Zucht erfährt die gleiche hingebungsvolle Betreuung durch Marc Studach und dessen Team wie jene, die wegen Helene Fischer ins Gras beissen musste.

«Ich pflege den Joggeli-Rasen, wie wenn es mein eigener wäre», sagt der gelernte Metallbauschlosser und ausgebildete Greenkeeper. Und er hofft, dass er so bald nicht wieder einen Totalschaden des Joggeli-Grüns miterleben muss.

TEXT: MATTHIAS GRÖBLI

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