Presseschau

Basler Zeitung vom 24.04.2019

So wurde der Klassiker zum Klassiker

In mehr als 170 Begegnungen ist die Affiche zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich zur grössten Rivalität im Schweizer Fussball angewachsen. Die BaZ blickt auf einige Partien zurück, die in beiden Städten noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Die Anfänge

Drei Niederlagen im Cupfinal – und ein Meister-Spalier

Ein am Ende klares 1:4 im Cupfinal 1970 legt den Grundstein für eine unschöne Serie. Zumindest aus Basler Sicht. Es ist die erste von drei Endspiel-Niederlagen gegen den FC Zürich innerhalb von vier Jahren. Nach 90 Minuten steht es noch 1:1. Doch dann schiesst Fritz Künzli in der Verlängerung zwei Tore in neun Minuten und sorgt für die Vorentscheidung. Doch damit nicht genug: Nach dem Spiel stehen die Züge der beiden Vereine so eng nebeneinander, dass Köbi Kuhn den Pokal in Richtung der Basler und Karli Odermatt aus dem Fenster streckt. «Hey Karli, vielleicht hältst du den Cup nächstes Jahr hoch. Aber jetzt sind wir dran», ruft er seinem Gegenspieler und Freund Odermatt zu.

Die Revanche des FCB kommt zwei Jahre später, am 10. Juni 1972: Zwarverliert der FCB auch in diesem Jahr wieder den Cupfinal. Dafür gewinnt das Team von Trainer Helmut Benthaus die Meisterschaft am letzten Spieltag. Das 4:0 vor 56000 Zuschauern in Basel steigt zu einer der bedeutendsten Partien in der 125-jährigen Geschichte des Vereins auf. Odermatt erzielt das 1:0 dank einem Penalty, danach hat der FCZ keine Chance mehr auf den Sieg. Mundschin, Hitzfeld und noch mal Odermatt erzielen die weiteren Tore zur Meisterschaft in einem Spiel, das nicht nur die Basler begeistert. Nach dem Abpfiff verneigen sich die Zürcher, angeführt von Timo Konietzka, und stehen den Siegern aus Basel Spalier. (tip)

Die Stunde null

Ein Spiel, das keiner je vergessen wird

Die Geschichte des 13. Mai 2006 beginnt am 18. Dezember 2005. In den Achtelfinals des Cups empfängt der FC Basel als souveräner Tabellenführer den FCZ. Doch der zeigt sich davon relativ unbeeindruckt und spielt auch dann weiter nach vorne, als die Basler zweimal in Führung gehen. 4:3 gewinnt der FCZ dank den Toren von Tararache, Cesar, Rafael sowie Dzemaili und deutet schon an diesem Tag an, was für ein Potenzial in der Mannschaft von Lucien Favre steckt.

Das zeigt sich abermals am letzten Spieltag der Saison, am 13. Mai. Im St.-Jakob-Park kommt es zu dem Spiel, das der Schweizer Fussball nie vergessen wird und das jeder Fan, egal ob Zürich oder Basel, nacherzählen kann:

Einwurf Nef, viel zu weit vorne, Flanke Stahel, Tor Filipescu. In Zürich ist die «93. Minute» geboren, in Basel der «13. Mai». Und irgendwie ist es bezeichnend in der Beziehung der beiden Clubs, dass ausgerechnet ein Spiel gegen den FCZ den dunkelsten Moment des FCB bedeutet. Und zugleich die Stunde null, wenn es darum geht, die Basler Erfolge der Neuzeit zu erklären. (tip)

Der doppelte Abstieg

In guten wie in schlechten Zeiten

Die grössten Duelle erleben FCB und der FCZ an der Spitze, so wie Anfang der 80er Jahre: 1980 wird Basel dank einem Sieg gegen den FCZ am letzten Spieltag Meister (vor GC), ein Jahr später ist der FCZ an der Reihe. Dann brechen für die Clubs magere Zeiten an.

Zum Ende der Saison 1987/88 steigen beide ab, aber erst liefern sie sich im September ein denkwürdiges 5:4: Führung des FCB durch Steiner. Landolt und Vöge drehen das Spiel. Wieder Steiner. Nadig und Thoma erhöhen dann auf 4:2 für die Basler. Andracchio mit dem 4:3. Thoma schiesst das fünfte FCB-Tor. Und zum Schluss noch Romano für den FCZ.

Es ist einer der letzten Klassiker in der NLA für lange Zeit. Der FCZ kehrt nach zwei Jahren zurück, die Basler brauchen etwas länger. Und um ein Haar gelingt ihnen 1994 der Aufstieg gegen die Zürcher. Doch es reicht im Heimspiel vor über 40 000 Fans nur zu einem 1:1 – und ganz Basel muss die Feier bis zum Spiel in Etoile Carouge verschieben. (tip)

Das Tor-Phantom

Zwei Tore von Alex Frei, die den FCZ bis heute verfolgen
Wenn Urs Fischer von der Saison 2010/11 erzählt, dann erzählt er früher oder später immer auch vom 11. Mai 2011. Und er erzählt früher oder später immer auch von Alex Frei.

Vor der 33. Runde stehen der FCB und der FCZ punktgleich an der Spitze der Super League. «Es war ein Spiel, daswirgewinnen mussten», hat Fischer in einem Interview mal gesagt. Und genau so treten die Zürcher dann auch auf: Sie haben so viele Chancen wie andere Clubs in einer gesamten Saison nicht. Und doch schaffen sie es, den Ball nicht im Basler Tor unterzubringen. Mal steht ein Verteidiger im Weg, mal Costanzo, zweimal der Pfosten. Es bleibt am Ende bei den beiden Treffern durch Djuric und Nikci.

Und der FCB? «Frei! Zweimal! Alex Frei! Aus dem Nichts!», wie Fischer es sagt. Aus zwei halben Chancen macht der Stürmer zwei ganze Tore. Einmal aus knapp fünf Metern und einmal aus fast 20. Diejenigen, die damals auf Seiten des FCZ dabei sind – Fischer, Canepa, Bickel – verfolgen die Treffer des Stürmers bis heute. Denn am Ende der Saison stehen die Basler einen Punkt vor dem FC Zürich. Und alle wissen ganz genau, an welchem Tag sie die Meisterschaft verloren haben, nämlich am 11. Mai 2011. (tip)

Die tiefen Risse

Neun Basler verlieren gegen elf Zürcher
Im zweiten Jahr unter Murat Yakin steht der FCB in der Tabelle der Super League ganz oben und stösst in der Europa League bis in die Viertelfinals vor. Aber die Reise durch Europa legt nach und nach die tiefen Risse zwischen dem Trainer und seinen Spielern offen. Nach dem Aus in Valencia sagt Yakin, Diaz und Delgado können sich beim Auswärtsspielgegen den FC Siondie Walliser Berge anschauen.

In diese Stimmungslage fällt der Cupfinal gegen den FCZ, der dritte in Folge für Yakin. 90 Minuten lang passiert nicht viel, obwohl Sauro Rot sieht und die Basler mit einem Mann weniger spielen. Erst in der Verlängerung fällt der FCB dann endgültig in sich zusammen: Erst sieht Sio wegen einer vermeintlichen Schwalbe Gelb-Rot, wenig später lässt sich Diaz von Chikhaoui überlaufen, der das zweite Zürcher Tor durch Gavranovic innerhalbvon14 Minutenvorbereitet.

Der FCZ feiert seinen achten Cupsieg. Und in Basel verliert Yakin das dritte Endspiel in Folge und muss nach der Saison gehen, obwohl der FCB Meisterwird. (tip)

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