Presseschau

Tages-Anzeiger vom 26.04.2019

Jetzt geht es nur noch um den Ligaerhalt

Der FCZ ist auf seiner Mission gescheitert, den Cup zu verteidigen: Er verliert den Halbfinal gegen Basel 1:3 – und muss sich nun darauf konzentrieren, in der Super League zu bleiben.

Thomas Schifferle

In der 87. Minute brechen die grossen Gefühle aus, Stocker passt zu Zuffi, der legt den Ball ab, und Zdravko Kuzmanovic eilt heran und schiebt den Ball in die entfernte Ecke. Und darum liegen sich alle, die Rot-Blau tragen, sekundenschnell in den Armen.

Die Basler wissen, jetzt haben sie in Zürich den letzten Schritt gemacht, um am 19. Mai in Bern den Cupfinal gegen den FC Thun bestreiten zu können. Das Tor von Kuzmanovic, dem Mann mit der massigen Figur, ist das 2:0 der Basler. Und weil es für sie so schön ist, legen sie in der Nachspielzeit durch Albian Ajeti noch das dritte Goal nach.

Dann gelingt dem FCZ auch noch ein erfolgreicher Abschluss, Stephen Odey trifft mit seinem Kopfball. Es ist nicht mehr weiter von Belang und nicht einmal ein Trost.

Der FCZ muss sich vielmehr fragen: Wieso ist er erst dann erfolgreich gewesen, als schon alles verloren ist? Wieso ist er nicht früher fähig gewesen, seine Bemühungen mit einem Tor zu belohnen?

Das Problem in der Offensive

Die Effizienz habe gefehlt, sagt Kevin Rüegg, das Tor, das sie auch einmal in Führung bringe. So aber müssten sie immer einem Rückstand hinterher rennen. So ist das eben bei diesem FCZ: Die letzten 30 Meter sind seine Problemzone, seit Wochen und Monaten schon, auch diesmal. Die Durchschlagskraft fehlt ihm, die Übersicht, die Klasse. Odey und Ceesay sind nicht gleich die geborenen Torjäger, Ceesay scheitert aus wenigen Metern an Zuffi, der auf der Linie klärt, Odey bringt seinen Kopfball nicht an Omlin vorbei. Beide Male wäre es noch vor der Pause das 1:1 gewesen.

In der ersten Halbzeit ist es ein träger Match. Nichts ist zu sehen von Emotionen, die eine Begegnung der alten Rivalen schon so oft mit sich gebracht hat. «Das haben wir früher auch noch gespielt», stellt Raimondo Ponte, der Altmeister mit langer Vergangenheit als Spieler und Trainer, auf der Tribüne fest.

Der FCB begnügt sich damit, das Führungstor von Noah Okafor aus der 4. Minute zu verwalten, es ist ein sehr bescheidener Auftritt einer Mannschaft, dieseit Dezember unbesiegt ist und eigentlich mit ganz anderem Selbstvertrauen auftreten müsste. Und der FCZ ist nicht fähig, davon zu profitieren. Dafür fehlt ihm ein Plan.

Nach der Pause zeigt er, dass er noch lebt, er gibt, was er in dieser schwierigen Phase zu geben hat. Er greift an und ist sehr bemüht, der Wille ist da, keine Frage. Aber er kommt nicht zu Chancen. Omlin tut sich nur einmal schwer, bei einem Schuss von Ceesay. Als Domgjoni gegen Suchy zu Fall kommt, reklamiert der FCZ vergeblich einen Elfmeter und vor allem zu Unrecht.

Dem Gast bieten sich immer wieder Möglichkeiten für Konter, er lässt sie alle recht fahrlässig liegen. Stocker erhält nach einer ungeschickten Aktion von Schönbächler keinen Elfmeter. Kuzmanovic schlägt Nef von hinten in den Nacken und löst eine Rudelbildung aus, 20, 25 Leute rangeln sich, FCZ-Präsident Canepa glaubt, dabei mittendrin sein zu müssen. Kuzmanovic kommt für seine Tätlichkeit mit einer Verwarnung davon.

Die Botschaft der Kurve

Danach spielt Maxsö einen verhängnisvollen Fehlpass, Kuzmanovic erobert sich den Ball und leitet den Konter ein, den er schliesslich gleich selbst überlegt abschliesst. Die Schlussphase entschädigt die Zuschauer dafür, dass sie so lange auf ein richtiges Fussballspiel warten mussten.

«Wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen», sagt Rüegg und schiebt nach: «Wir müssen auf Sion schauen.» Das ist der Gegner, der am Sonntag in den Letzigrund kommt, und dabei geht es für die Zürcher darum, in der Meisterschaft nicht noch tiefer zu sinken. Ihre Reserve auf den Barrageplatz beträgt nur zwei Punkte, und wenn Xamax am Samstag gegen GC gewinnt, ist auch die weg.

«Priorität hat der Ligaerhalt», hat Trainer Ludovic Magnin schon am Vortag gesagt. Als sich schliesslich die Spieler von ihrer Südkurve verabschieden, breitet die ein Transparent mit unmissverständlicher Botschaft aus: «Die nächsten Spiele sind wichtiger als jeder Cupfinal.»

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