Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 11.05.2019

Der Kampf um den Platz im Endspiel

Eine Woche vor dem Cupfinal steigt für den FCB gegen YB im Stade de Suisse die grosse Hauptprobe. Jeder Spieler kann sich am Endspiel-Ort noch einmal empfehlen. Denn: Der Konkurrenzkampf ist riesig. Trainer Marcel Koller sagt: «Keiner kann sich zurücklehnen.» Ein Blick auf die heissesten Duelle von Céline Feller (Text) und Jakob Weber (Statistik)

Das Duell zwischen Carlos Zambrano und Eray Cömert ist eines, in dem die Zahlen mit Vorsicht gelesen werden müssen. Denn dass Zambrano nur alle 220 Minuten ein Gegentor kassiert, während dies bei Cömert alle 68 Minuten der Fall ist, liegt nicht nur an der Klasse des Peruaners. Zambrano verpasste die schwierige Hinrunde verletzt – während Cömert in dieser als Chef und mit wechselnden Partnern die Abwehr in Abwesenheit Marek Suchys dirigieren musste. Es ist nicht dies, was Cömert den Startelf-Platz kosten wird. Sondern die grosse Erfahrung Zambranos, die Koller bevorzugen dürfte.

«Man muss auch mal auf sein Bauchgefühl hören», sagt Marcel Koller zum grossen Konkurrenzkampf im Kader. Im defensiven Mittelfeld hat er gleich vier Spieler, die allesamt den Anspruch haben, im wichtigsten Spiel der Saison auf dem Platz zu stehen: Fabian Frei, Taulant Xhaka, Zdravko Kuzmanovic und Eder Balanta. Bislang hat Kollers Bauchgefühl meist zur Kombination aus Frei und Xhaka geführt. Auf diese dürfte es auch im Cupfinal hinauslaufen. Kuzmanovic brachte zuletzt von der Bank kommend wichtige Impulse. Balanta braucht es dann, wenn im Zentrum mehr Wucht und Präsenz gefragt sein sollte.

Auf dem rechten Flügel duelliert sich ein Trio um den Startelf-Platz. Entscheiden dürfte dieses Duell das noch immer erst 18-jährige Eigengewächs Noah Okafor für sich. Sein Trainer wird nicht müde, ihn zu loben. Was angesichts seiner Läufe, seines Tempos und seinen Tricks auch verdient ist. Hinzu kommt, dass die Konkurrenz mit Aldo Kalulu und Edon Zhegrova in Marcel Kollers Überlegungen bislang kaum eine Rolle spielte. Die wohl grösste Gefahr geht für Okafor von einem aus, der für gewöhnlich auf der Gegenseite auf und ab rennt: Kevin Bua. Zumal auch dieser grosse Ansprüche hegen darf (siehe Duell 5).

Es ist das wohl eindeutigste aller Duelle: Jenes zwischen Luca Zuffi und Samuele Campo um den Platz auf der Zehn. Obschon Campo an der Einsatzzeit gemessen starke Werte aufweist – und gar die beste Chancenauswertung aller Offensivakteure hat – dürfte er keine Chance haben, Zuffi aus der Cupfinal-Startelf zu verdrängen. Zu selten wurde er von Koller berücksichtig. Der FCB-Trainer bevorzugt den konstanten, meist fehlerfreien Zuffi gegenüber einem immer wieder schwankenden Campo. Sollten Zuffis Standards aber nicht zünden, hätte Koller einen starken linken Fuss als Waffe auf der Bank.

Ein Blick auf Kevin Buas Statistiken, und schon denkt man: den kann man in einem so wichtigen Spiel nicht draussen lassen. Nur: gegen einen Valentin Stocker in immer besserer, heisserer und bissigerer Verfassung hat kaum jemand eine Chance. Stocker hat in den letzten und vor allem in den entscheidenden Spielen zuletzt immer abgeliefert. Er weckt Erinnerungen an jenen Stocker, der den FCB damals in Richtung Bundesliga verlassen hat. Und wer Stocker kennt, der weiss: je grösser das Spiel, desto grösser sein Impact. Vor allem jetzt, wo er sein Leistungsniveau wieder gefunden hat. Der Cupfinal kann kommen.

Eine ähnliche Anzahl Tore, fast gleich viele Assists, eine beinahe identische Chancenauswertung: Was Ricky van Wolfswinkel und Albian Ajeti in dieser Saison abliefern, ist ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen. Trifft der Eine, legt der Andere immer gleich nach. Kaum eine Position ist so ausgeglichen wie diese – nicht nur was die Werte angeht. Dennoch dürfte der Holländer leichte Vorteile haben: er ist routinierter, kann bereits zwei Tore in einem Cupfinal aufweisen (2017 mit Arnheim zum 2:0-Sieg) und ist einer von Kollers Lieblingen. Und Ajeti? Der ist oft ohnehin noch heisser, wenn er von der Bank kommt.

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