Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 24.05.2019

Der ruhige Abschied des stillen Leaders

Nach fünfeinhalb Jahren verlässt Marek Suchy den FC Basel. Er wird eine grössere Lücke hinterlassen als gedacht

Céline Feller

Es ist ein schlichtes Bild. Marek Suchy im Trikot des FC Basel, die rechte Hand hebt er in die Luft. Er winkt jemandem zu. Der Blick ist nicht gerade glücklich. Er sieht etwas bedrückt aus. Über dem Motiv prangen zwei Kreise. Ein roter. Ein blauer. Worte dazu gibt es nicht. Kein Tschüss. Kein sbohem. Gar nichts. Es ist die Art, wie Marek Suchy auf Instagram seinen Followern um 9.55 Uhr verkündet, dass er den FC Basel am Ende dieser Saison verlassen wird.

Wenige Minuten später folgt die offizielle Bestätigung des Klubs. Der Captain wird seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Gegenüber dem Klub-TV sagt er: «Es gibt viele Gründe dafür. Aber der Wunsch nach einer neuen Herausforderung, sowohl fussballerisch als auch im Leben, war ausschlaggebend. Ich fühle mich noch nicht so alt.» Wo er diese Herausforderung annehmen will, ist noch unklar. Sein Berater sei in Verhandlungen mit diversen Klubs. «Er weiss, dass ich mich in einer Topliga versuchen möchte.» Es wäre reizvoll für ihn, der erst in Tschechien, Russland und der Schweiz gespielt hat. Ebenso möglich ist eine Rückkehr zu Slavia Prag, wo Suchy bereits fünfzehn Jahre gespielt hat.

Suchys Art, sich auf Social Media so ruhig mitzuteilen, passt ins Bild, das er in den letzten Jahren abgegeben hat. Seit Januar 2014 ist er beim FCB. Erst für ein halbes Jahr von Spartak Moskau ausgeliehen, zog der FCB im Sommer desselben Jahres die Kaufoption für den Tschechen. In diesen fünfeinhal b Jahren tat er sich nie als der grosse Lautsprecher, als grosser Animator, als sichtbarer Leader hervor. Aber genau das war er: ein Leader. Nur eben auf seine ganz eigene, stille Art. Wie bedeutend er für den FCB in den letzten Jahren geworden ist, zeigte nicht zuletzt seine gravierende Verletzung, die er sich am 12. August zugezogen hatte. Achillessehnen-Teilriss, Hinrunden-Aus. Suchy verschwand für Monate von der Bildfläche und mit ihm auch die defensive Stabilität. Seit Beginn der Rückrunde ist er wieder dabei und hat die Basler Abwehr wieder Sicherheit. Und Suchy, ihm scheint – so böse das klingen mag – die Verletzung gut getan zu haben. Selten wirkte er fitter, besser in Form, mehr auf den Punkt.

Umso härter trifft es den FC Basel, dass der 31-jährige Tscheche sich nun für diesen Weg entschieden hat. Überraschen mag es dennoch nicht. Die Verhandlungen zwischen den Verantwortlichen und dem Captain stockten seit Wochen – oder gar Monaten. Im Trainingslager in Marbella setzte man sich erstmals zusammen. Einig wurde man sich nie. Auch, weil der FCB finanziell nicht unbedingt das bot, was Suchy von einem Verbleib in Basel doch noch hätte überzeugen können. «»Wenn man einen neuen Vertrag verhandelt, ist es denke ich normal, dass man auch die finanzielle Seite anschauen muss.»

«Ich hatte beim FCB eine wunderschöne Zeit, die ich immer sehr genossen habe. Dafür möchte ich mich beim ganzen Klub, den Trainern und meinen Mitspielern bedanken. Ich war immer stolz, das rotblaue Trikot tragen zu dürfen und es war eine grosse Ehre, der Captain dieser Mannschaft zu sein. Basel bleibt für immer in meinem Herzen», sagt Marek Suchy. Leicht fällt ihm der Abschied nicht, auch deshalb dauerten die Verhandlungen so lange. Und im Abschiedsvideo betont er noch einmal: «Es war eine schwierige Entscheidung, weil meine Familie und ich uns in Basel sehr wohl gefühlt haben.»

Suchy ist bereits dabei, seine Dinge zu regeln, sein Leben in der Schweiz aufzulösen. Den grossen Abschied von den Fans gibt es am Samstag vor dem Spiel gegen Xamax. «Es wird Tränen geben», sagt er schon jetzt. Denn dann wird er ein 224. und letztes Mal für den FCB auflaufen und sich feiern lassen. Es dürfte ein gebührender Abschied eines verdienten Leistungsträgers werden. Denn auch die Fans wissen, was sie an ihm verlieren. Eine Konstante, die so einfach nicht ersetzt werden kann. Die Captainbinde wird aller Voraussicht nach zu Fabian Frei überwandern. An wen die sonstige Verantwortung auf dem Platz übergeht, ist noch nicht klar. Carlos Zambranos Verbleib ist offen, Eray Cömert noch nicht ganz so weit und der angebliche bereits verpflichtete Omar Alderete muss sich erst beweisen. Wie schwer es wird, Suchy zu ersetzen, weiss selbstredend auch Sportchef Marco Streller: «Wir bedauern, dass wir mit Marek einen langjährigen Leistungsträger und eine starke Persönlichkeit auf und neben dem Platz verlieren.»

Das Beste kommt zum Schluss

Suchy verabschiedet sich mit vielen Erfolgen aus Basel. Vier Mal holte er den Meistertitel, zwei Cupsiege, er absolvierte 223 Spiele und erzielte 14 Tore. Das wohl grösste Highlight erlebte er dabei am letzten Sonntag, als er den Cuppokal als Captain als Erster in die Höhe stemmen durfte. «Ein Traum», sei das gewesen, «weil man das sonst nur am Fernseher sieht. Daher war das sehr speziell. Gleiches gilt aber auch für meinen ersten Meistertitel nach nur einem halben Jahr hier.» Als Captain blieb es ihm verwehrt, den Meisterpokal in die Luft zu stemmen. Denn die Binde trägt er erst seit zwei Jahren. Seither aber hat er den FCB geführt, wie er sich gestern verabschiedet hat: unaufgeregt, ruhig, ohne grosse Worte, aber wie immer auf den Punkt.

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