Presseschau

Basler Zeitung vom 20.07.2019

Mit dem Video-Ref und dem Sion-Goalie

Auftakt-Sieg Der FC Basel gewinnt zum Saisonstart beim FC Sion mit 4:1 und profitiert dabei auf unterschiedliche Art von der Technik.

Oliver Gut

Es gibt Auftaktspiele in eine Saison, die von gegenseitigem Abtasten geprägt sind. Die einem ein Gähnen entlocken, so dass man sich am Ende fragt, ob man nicht lieber zuhause geblieben wäre. Das Auftaktspiel des FC Basel beim FC Sion gehört nicht in diese Kategorie.

Der Gast vom Rhein gewinnt es mit 4:1. Er tut es, weil er sich effizienter zeigt als der Gegner. Aber auch, weil er gleich zweimal und auf unterschiedlichste Weise von fremder Technik profitiert: Erst wird ein Elfmeter-Pfiff gegen Basel dank dem neuen Video-Schiedsrichter zurückgenommen. Dann zeigt sich Sion-Goalie Anton Mitrjuschkin im Umgang mit dem Ball wenig versiert: Besser als sein Verteidiger Jan Bamert kann man einen Rückpass nicht spielen – wie es der russische Torhüter trotzdem schafft, die Kugel an seinem Fuss vorbei ins Tor kullern zu lassen, wird er wohl selbst nie ganz erklären können.

Es ist das zwischenzeitliche 3:1, mit dem der FC Sion quasi selbst den Deckel auf diese Partie macht. Dass danach auch noch FCB-Neu-Captain Valentin Stocker trifft, ist nur von statistischem Wert. Die Basler gewinnen erstmals seit drei Jahren (und einem 3:0 zuhause gegen Sion) wieder zum Meisterschaftsstart – und stehen damit erstmals seit dem Ende jener Saison auch wieder an der Spitze der Super-League-Tabelle.

Der Gegner ist lange besser

Das sagt viel über die vergangenen zwei Spielzeiten der Rotblauen aus. Aber wenig über ihre Perspektiven in den nächsten Monaten. Zumal die 90 Minuten im Wallis, welche die Basler im neu eingeübten 4-1-4-1-System in Angriff genommen haben, trotz des deutlichen Resultats noch keinen gefestigten FCB gesehen haben.

In den Worten von Sion-Trainer Stéphane Henchoz klingt das so: «Positiv ist, dass wir 50 Minuten lang gut gespielt und unsere Chancen gehabt haben. Aber wir haben bei den Gegentreffern Nummer eins, zwei und vier schlecht verteidigt.» Etwas anders sieht es sein Pendant beim FCB: «Das erste und das vierte Tor sind schön herausgespielt», sagt Marcel Koller, keineswegs verkennend, dass sich seine Mannschaft dazwischen lange Zeit schwer getan hat.

Aus neutraler Sicht lässt sich sagen: Sion ist trotz zwischenzeitlichen Rückstands – Albian Ajeti trifft in der 22. Minute mit der ersten guten Basler Chance – in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft. Aber die Gastgeber scheitern mit einer Ausnahme (Luan/35.) an sich, an FCB-Goalie Jonas Omlin oder an der neuen Gerechtigkeit: In der 45. Minute entscheidet Referee Sandro Schärer zunächst auf einen Elfmeter, nimmt dieses Verdikt aber nach Konsultation der Videobilder zurück: Omlin hat den Ball korrekt vor Zock geklärt, bevor die beiden Kontrahenten mit den Köpfen zusammenprallen.

Für einen anderen besonderen Moment sorgt danach auch Schweiz-Rückkehrer Valon Behrami: Zuvor überzeugend, spielt er in der eigenen Platzhälfte einen leichten Pass in die Füsse von Luca Zuffi, worauf diesem via Ajeti das 2:1 für den FC Basel gelingt. Es ist in der 52. Minute die neuerliche und schliesslich wegweisende Führung für die Gäste, die bis dahin auch gut hätten in Rückstand liegen können.

Allerdings treten sie bei Wiederbeginn wesentlich solider auf als zuvor. Das dürfte auch mit einer Auswechslung zu tun haben, die Koller kurz vor der Pause aufgezwungen wird: Raoul Petretta leidet schon länger an Hüftproblemen, deren Ursache noch nicht geklärt ist. In Sion muss er deswegen in der 44. Minute Allrounder Taulant Xhaka Platz machen.

Die linke Basler Abwehrseite hält fortan dicht, nachdem sie zuvor angreifbar gewirkt hat. Gemäss Trainer Koller ist dies vor allem Xhakas Spielweise zu verdanken, die im Vergleich zu Petretta defensiver ist, wodurch FCB-Innenverteidiger-Debütant Omar Alderete weniger oft zu Hilfe eilen muss.

Dass der Sieg am Ende durchaus auch mit fremder Hilfe zu begründen ist, soll diesen letztlich nicht schmälern. Wer selbst weniger Fehler macht als der Gegner, gewinnt auch dann zu Recht, wenn er zeitweilig unter Druck und offensiv stumpf gewesen ist. «Das ist ein guter Saisonstart», findet denn auch Marcel Koller. Die Basler Fortsetzung folgt am kommenden Dienstag in Eindhoven.

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