Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 20.07.2019

Ein Auftakt für das Selbstvertrauen

Der FC Basel gewinnt in Sion mit 4:1, damit erstmals ein Startspiel seit drei Jahren und nimmt viel mit für Dienstag.

Céline Feller aus Sion

Es ist die 44. Minute. Raoul Petretta hat eben den Platz verlassen. Taulant Xhaka ersetzt ihn notgedrungen, weil kein weiterer Linksverteidiger im Kader steht. Die Basler sind noch dabei, sich neu zu ordnen. Sion spielt einen Eckball – und Jonas Omlin schaltet erst Birama Ndoye aus und dann sich selber. Schiedsrichter Sandro Schärer zögert keine Sekunde und entscheidet auf Elfmeter. Sion hätte die Chance, den Spielstand zu drehen. 1:1 steht es, die Basler gehen in der 22. Minute in Führung, verlieren in der Folge den Faden, kassieren den Ausgleich in der 35. Minute. Aber Sion kommt nicht dazu, das Spiel zu drehen. Weil im Tourbillon Historisches passiert. Schärer formt ein Viereck mit den Händen und rennt zum Spielfeldrand. Zum ersten Mal in der Geschichte des Schweizer Fussballs wird ein Entscheid mittels Video Assistant Referee (VAR) kontrolliert - und sogleich revidiert. Kein Penalty. Basel ist der erste Nutzniesser der neu eingeführten Technologie. Sion zieht den Kürzeren.

«Es war etwas speziell», sagt Stocker zum erstmaligen Einsatz des VAR. «Ich habe gar nicht mitbekommen, dass der Schiedsrichter auf Penalty entschieden hat. Für mich war klar, dass Jonas Omlin den Ball getroffen hat.» Daher sei es «optimal, dass er so hat eingreifen können. Das hat sehr gut funktioniert.» Es ist die entscheidende Szene in einem Spiel, das für den FC Basel nicht einfach ist. Sion steht extrem defensiv, mit einer Fünferkette sowie drei Sechsern davor. Das ins Auge gefasste Pressing ist für den FCB schwer aufzuziehen. Nach dem Führungstor geben die Basler nach, bekommen «den verdienten Ausgleich», wie Stocker zugibt. Könnte Sion kurz vor der Pause das Spiel drehen, wer weiss, ob der FCB statt dem ersten Sieg in einem Saison-Auftaktspiel nicht mit der dritten Pleite in Serie in einem ebensolchen dastehen würde.

Das funktionierende, neue Spielsystem

Nach der Pause kann der FCB nachlegen. Ein Fehlpass des Sittener Königstransfers Valon Behrami landet in den Füssen Luca Zuffis, dieser vollzieht einen Doppelpass mit Albian Ajeti und schliesst ab. 2:1 für Basel. Es folgen das 3:1 nach einem Patzer von Anton Mitryushkins bei dessen Comeback nach über 600 Tagen. In der 81. Minute setzt Stocker noch den Schlusspunkt zum 4:1.

Damit knüpfen die Basler an die Testspiele an, in denen sie mit einer Ausnahme auch immer vier oder mehr Tore erzielten. Erreicht wird dieser Glanz-Auftakt mit einem neuen Spielsystem. Auch dies hatte sich in der Vorbereitung abgezeichnet. Es ist ein 4-1-4-1, in dem sich der FCB präsentiert, mit Eder Balanta vor der Abwehr, Luca Zuffi und Fabian Frei auf der Doppelzehn und Ajeti als einzigem Stürmer. Die neue Ordnung weiss zu gefallen. Die neue Achse ebenfalls. Ihr entlang entsteht auch das erste Basler Tor, welches Trainer Marcel Koller als «hervorragend herausgespielt» bezeichnet. Von Omlin via Balanta, Zuffi und Stocker landet der Ball bei Ajeti und der schliesst ab. Es scheint, als hätte sich trotz der vielen Rotationen in den Testspielen eine funktionierende Elf gefunden.

Wie bedeutend dieser gelungene Auftakt für den FCB ist, zeigt ein Blick auf das Programm. Bereits am Dienstag steht das immens wichtige Spiel in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League an. Auswärts, bei Eindhoven. Es wird ein anderes Spiel werden, die Holländer agieren offensiver als Sion. «Dass wir heute gewinnen konnten, war sehr wichtig», sagt Stocker. Ajeti streicht das gewonnene Selbstvertrauen heraus. «Das müssen wir jetzt mitnehmen und damit nach Eindhoven reisen.»

Man kann sich nur vorstellen, wie es um das Selbstvertrauen gestanden hätte, wäre dieser Entscheid in der 44. nicht gewesen.

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