Presseschau

SonntagsZeitung vom 21.07.2019

Endlich wieder Fussball!

Es war ein turbulenter Sommer beim FCB. Nach dem klaren 4:1-Auftaktsieg beim FC Sion folgt nun am Dienstag das wichtige Europacup-Spiel gegen Eindhoven

Tilman Pauls

Sitten Es war wie immer. Der FC Basel war mit elf Spielern gegen den FC Sion angetreten, die meisten von ihnen kannte man sogar noch aus der vorigen Saison. Die Trikots waren Rot und Blau, auch wenn die Farbverteilung inzwischen etwas anders ist als zuletzt. Und die Basler verloren auch dieses Duell gegen die Walliser nicht – genauso wenig, wie sie die 32 Liga-Partien zuvor nicht mehr gegen die Walliser verloren hatten.

Es wirkte fast so, als hätte es die letzten Wochen nie gegeben. Aber es hat sie eben doch gegeben, diese turbulenten Zeiten rund um den FCB. Und man kann sich noch immer nicht so recht vorstellen, dass bei diesem Verein jetzt wieder der Fussball im Vordergrund stehen soll.

Nach einer Sommerpause, in der die Basler ihren Sportdirektor Marco Streller verloren haben, der weiter ihr Verwaltungsrat ist – zumindest auf dem Papier. Nach einer Sommerpause, in der man mit Patrick Rahmen einen neuen Trainer gefunden hatten, den Entscheid aber innerhalb weniger Stunden rückgängig machte. Und nach einer Sommerpause, nach der Marcel Koller nicht widersprechen kann, wenn er auf seine Freistellung angesprochen wird – und trotzdem erklärt, dass er nie Angst um seinen Job gehabt habe.

Entsprechend gespannt war man auf den Auftakt der Basler Spieler. Irgendwas musste doch hängen geblieben sein nach diesen bewegten Wochen. Oder etwa nicht? Und dann begann die Saison – und die Basler spielten Fussball.

Profitiert von Valon Behrami und vom neuen Videobeweis
Natürlich war nicht alles perfekt. Der FCB profitierte im Wallis von seiner Effizienz, einem Fehler von Valon Behrami und einem Eigentor durch Anton Mitrjuschkin. Zudem erlebte er als erster Schweizer Club, dass der neu eingeführte VAR eine Fehlentscheidung entlarvte und die Basler so vor einem wahrscheinlichen Rückstand bewahrte. Doch wer an einem Abend, an dem nicht alles perfekt läuft, mit 4:1 beim FC Sion gewinnt, der kann nicht allzu sehr mit sich selbst beschäftigt sein.

«Jeder weiss, was in den letzten Monaten passiert ist», sagte Valentin Stocker nach dem Spiel, «darum war es umso wichtiger, dass wir mit einem Sieg gestartet sind.» Der neue Basler Captain wollte nicht verheimlichen, dass es seinem Team guttue, die Geschichten rund um den Club von nun an wieder vom Platz aus zu steuern.

Stockers Reaktion war auch ein Hinweis, wie man die latenten Diskussionen möglich schnell hinter sich lassen kann: Mehrere Siege zum Auftakt und eine in Basel schon länger nicht mehr erlebte Phase der Euphorie, das wäre die beste Vergangenheitsbewältigung.

Das Kader des PSV Eindhoven ist dreimal so teuer
Ob es so weit kommt, das hängt auch von den nächsten Stunden ab. Morgen brechen die Basler zu ihrer ersten Europacup-Reise auf, am Dienstag treffen sie in der 2. Qualifikationsrunde auf dem Weg in die Champions League auf den PSV Eindhoven. Schon lange war der FCB in einer so frühen Phase nicht mehr derart eindeutig als Aussenseiter definiert. Der Kaderwert der Niederländer wird mehr als dreimal so hoch eingeschätzt wie der des FC Basel. In der letzten Saison landete das Team in der Eredivisie nur drei Punkte hinter Ajax Amsterdam. Und die Basler wollen sich auch gar nicht erst von der Rolle des Underdogs befreien. «Wir gehen nicht als Favorit in dieses Spiel», sagt Stocker.

Tritt endlich Ruhe ein? Oder folgen weitere Turbulenzen?
Trotzdem dürfte die Begegnung eine erste richtige Probe abliefern, was vom FCB in dieser frühen Saisonphase zu erwarten ist. Wird es ähnlich turbulent wie vor einem Jahr, als Raphael Wicky nach zwei Spielen entlassen wurde und die Basler in der Folge sowohl den Anschluss an die Tabellenspitze als auch den Einzug in den Europacup verpassten? Oder tritt tatsächlich das ein, was vor wenigen Tagen kaum einer für möglich gehalten hätte, nämlich, dass beim FCB wieder der Fussball im Vordergrund steht?

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