Presseschau

NZZ vom 13.08.2019

Etwas «Grosses» schaffen

Basel plagen Personalsorgen vor dem Rückspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen Lask

Andreas Babst, Linz

Jetzt sitzt er hier, Marcel Koller, und lächelt. Koller und Österreich, das ist wie eine alte Liebe, die zwar verflossen ist, aber wenn man sich wieder trifft, erinnert man sich nur an die guten Zeiten. Der Basler Trainer schäkert mit den Medien, die ihn kennen, schliesslich war Koller österreichischer Nationaltrainer.

Jetzt sitzt Koller hier in Linz, am Dienstag spielt der FC Basel in der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation gegen Lask. Minuten zuvor hatte der Lask-Trainer Valérien Ismaël gesagt: «Wir sind der krasse Aussenseiter.»

«Schweres Los»

Die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann schrieb einst über Linz: «Der Zug will auch nicht entgleisen vor Linz, er hält kurz in Linz, nie war ich in Linz, ich bin immer durchgefahren.» Der Basler Zug ist nicht entgleist, das Team ist mit Flugzeug und Bus angereist. Aber nun sind sie da, wo Bachmann nie war, in Linz, an dem Ort, an dem sie eigentlich durchfahren wollten auf dem Weg in die Champions-League-Play-offs.

«Ich habe gleich am Tag nach der Auslosung gesagt, dass das ein schweres Los ist», sagt Koller. Er ist am Montagabend ein wenig in die Defensive gedrängt. Irgendwie können sich Schweizer und Österreicher im Sport nicht begegnen, ohne dass eine Art alpine Rivalität ausbricht. Die österreichischen Journalisten glauben, der Lask wurde im Hinspiel unterschätzt und damit auch ein bisschen ihr Fussball. «Das schrieben ein paar, die sich nicht richtig informieren», sagt Koller, «ich habe die Spiele gesehen von Lask. Und habe festgestellt, dass das sehr schwierig wird», sagt er.

Es ist schwierig geworden. Der FCB muss im Rückspiel ein 1:2 aus dem Hinspiel wettmachen. Es ist so weit gekommen, dass der Basler Verteidiger Silvan Widmer davon spricht, etwas «Grosses» zu leisten. Etwas Grosses: Das wäre das Weiterkommen gegen Linz. Linz, eine Stadt einst bekannt für Stahl und Eisen, an der Donau stehen die Industrie-Schornsteine Spalier. Auf dem Gugl, dem Hügel über der Stadt, in der Linzer Arena soll die Basler Wende gelingen – das Stadion ist ausverkauft, über 13 000 werden zusehen am Dienstag.

Vielleicht braucht es tatsächlich etwas Grosses, damit die Basler Wende gelingt. Nur eine Woche ist es her seit dem Hinspiel, aber der FCB wirkt angeschlagen, weil sich plötzlich Löcher auftun im Kader. Albian Ajeti ist weg in die Premier League, Ricky van Wolfswinkel erlitt eine Hirnerschütterung, noch ist nicht klar, wie schwer sie ist. Und nun fällt auch noch Taulant Xhaka aus, ausgerechnet Xhaka. Koller sagte am Montag: «Wir haben spielerische Qualität. Aber wir brauchen kämpferische noch dazu. Wir müssen uns mehr wehren.» Kämpferische Qualität, sich wehren – das klingt nach Xhaka, doch ihn zwickt die Hüfte. Aber ein bisschen klingt es auch nach Kemal Ademi.

Wie Ibrahimovic

Ademi, dieser Fast-zwei-Meter-Stürmer, der sich durch Strafräume wühlen kann. Ademi, der einmal sagte, er habe sich vieles von Zlatan Ibrahimovic abgeschaut. Ibrahimovic ist ebenfalls ein Fast-zwei-Meter-Stürmer, einer mit Weltkarriere. Ademis Karriere hatte ihn bisher vom St. Galler Nachwuchs, vierthöchste Liga, zum Hoffenheimer Nachwuchs, vierthöchste Liga, geführt. Von dort zu Xamax und im Sommer zum FC Basel. «Bumm» habe es gemacht in seinem Kopf, als die Anfrage aus Basel gekommen sei, so sagte es Ademi dem «Blick». Bumm, Basel. Als er vorgestellt wurde, trug Ademi einen Pullover, mit stilisierten Fangzähnen eines Wolfes, eine kleine Extravaganz höchstens, Ademi ist ja auch noch nicht Ibrahimovic.

Aber Linz ist auch nicht Los Angeles.

Vielleicht reicht Ademi, der sich in die Zweikämpfe wirft, der manchmal gleich zwei Verteidiger beschäftigt. Ein frühes Tor, bumm, Ademi, dann wäre die Champions League plötzlich wieder nah.

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