Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 19.08.2019

Dreierpack und Dummheit

Ohne den verunfallten Trainer gewinnt der FCB mit einigen Mühen das Cupspiel gegen die Amateure aus Pully 4:1.

Jakob Weber, Pully

Die FCB-Spieler gehen mit gesenktem Kopf in die Halbzeitpause. Die Amateure aus Pully feiern noch in einer Jubel-traube mit Zuschauern an der Eckfahne. Soeben hat Yannick Favre, der Captain des 2. Ligisten, per Penalty das 1:1 geschossen und an der Cornerfahne einen CR7-Jubel-Sprung performt. Junioren rennen aufs Feld, und so manch einer der 2000 Zuschauer glaubt an die Sensation. Denn der FCB ist nur noch zu zehnt. Schiedsrichter Lukas Fähndrich hatte Raul Petretta vom Platz gestellt, weil der in bester Omlin-Manier einen Ball aus dem Winkel gekratzt hat. Als letzter Mann auf der Linie eine ziemliche Dummheit. Den fälligen Penalty verwandelt Favre, und Fähndrich pfeift erst gar nicht mehr an, sodass der Jubel im Centre sportif de Rochettaz in Sichtweite zum Genfersee nicht künstlich unterbrochen werden muss.

Die dann folgende Halbzeitpause bietet alles, was die erste Cuprunde so aussergewöhnlich macht. Die Muttenzerkurve spielt auf dem einen Tor zu dreissigst alle gegen alle. Pully-Junioren eifern ihren Vorbildern auf der gegenüberliegenden Seite nach und üben Freistösse. Und auf einem Baum im Waldstück sitzt ein Fan. Er wollte das nötige Kleingeld für einen Eintritt wohl nicht berappeln und schaut dem munteren Treiben gebannt zu.

Dreimal so viele Tore in Unterzahl wie in Überzahl

Von seinem Baum aus sieht er, dass der FC Basel ohne seinen verunfallten Cheftrainer Marcel Koller angereist ist. Der 58-Jährige stürzte am Freitagabend beim Mountainbiken und musste ins Spital. Der Mann im Baum sieht auch, wie Kevin Bua in der Startphase erst ein Offside-Tor und dann in der 17. Minute die 1:0-Führung schiesst. Er sieht aber auch, wie der FCB Probleme mit den wacker kämpfenden Amateuren hat, wie die Einstellung des Titelverteidigers nicht optimal ist, wie der FCB nonchalant in die Zweikämpfe geht und behäbig nach vorne spielt. «Wir hatten in der ersten Halbzeit nicht die richtige Mentalität», wird Bua später zugeben.

Der Genfer in Diensten des FCB beendet die Sensationsträume von Pully unmittelbar nach dem Wiederanpfiff jäh. Mit dem ersten Angriff stellt der FCB auf 2:1. Doch es dauert bis zur 81. Minute und Buas drittem Treffer, ehe die Entscheidung fällt. Samuele Campo sorgt mit seinem verwandelten Penalty in der 87. Minute dann für den Endstand.

«Wir sind enttäuscht über die vier Gegentore. So viele haben wir nicht verdient. Aber auf diesem Niveau bezahlst du Fehler cash», sagt Pullys Antony Schwyn. Der Mann mit den blondierten Haaren und dem rasierten Stern in der Frisur ist auch spielerisch der auffälligste Pully-Akteur und vernascht so machen Profi. Sein Lohn ist zwar kein Tor, aber immerhin das Trikot von FCB-Captain Valentin Stocker. Die Frisur will Schwyn noch eine Weile tragen. Darf er auch, schliesslich war zumindest an diesem Samstagnachmittag kein grosser Unterschied zwischen dem Fitnesstrainer und den FCB-Stars, die noch am Dienstag in der Champions-League-Quali aktiv waren, zu sehen.

«Es war sehr schwierig», bilanziert auch Matchwinner Bua, dem die Freude über seinen Dreierpack unweit der Heimat nach Spielende anzusehen war. Ein Foto mit einem Fan hier, ein Autogramm da. Schliesslich ist Bua der letzte, der den Platz verlässt. Der Mann im Baum ist zu diesem Zeitpunkt längst wieder am Boden.

Die Auslosung beschert Basel eine Reise nach Genf

Ausscheiden in Linz, die schlimme Nachricht von Ricky van Wolfswinkel, der wegen eines Aneurysmas im Gehirn operiert werden muss und der Velounfall von Koller. Der FCB kann nur hoffen, dass diese Woche ruhiger verläuft. Am Samstag geht’s in der Liga zu Xamax. In der zweiten Cuprunde am 14. oder 15. September wartet Meyrin aus der 1. Liga.

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