Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 07.10.2019

Tribut gezollt

von Céline Feller

Der FC Basel erkämpft sich in St. Gallen ein 0:0-Unentschieden. Defensiv konnten sich die Basler auf Omlin und eine Portion Glück verlassen. Offensiv verpassten sie kurz vor Schluss den Siegtreffer nur knapp. Beim FCB machten sich die intensiven letzten Wochen deutlich bemerkbar.

Kaum ertönt der Pfiff im St. Galler Kybunpark, da geht Silvan Widmer zu Boden. Er kann nicht mehr. Müdigkeit, Erschöpfung gar machen sich breit. Und es geht nicht nur dem Basler Rechtsverteidiger so, sondern dem ganzen Team. Der FC Basel hat unheimlich strenge Wochen hinter sich. Seit Wiederaufnahme des Normalbetriebs nach der Nati-Pause Mitte September haben die Basler innert drei Wochen sieben Partien absolviert. Dazu gehörten das Spitzenspiel in Bern bei den Young Boys, das Spitzenspiel gestern bei St. Gallen und vor allem auch das 2:2 im zweiten Europa-League-Gruppenspiel bei Trabzonspor. Auswärts. Um 4 Uhr in der Früh war Tagwache am Mittwoch, um 7 Uhr hob der FCB Richtung Nordosttürkei ab, kam erst am Freitagabend wieder heim. Es war eine Reise, der sie nach den ohnehin schon strengen Tagen und Wochen gestern Tribut zollen mussten.

Der «gewonnene» Punkt reicht

Der FCB wirkte vor allem in der Startphase müde, nicht auf der Höhe und liess sich einschnüren von St. Gallen, das seinerseits einen guten Lauf hat und auf dem starken dritten Tabellenrang steht. Immer wieder war es eine Intervention in letzter Sekunde von Widmer, Omar Alderete oder eine gute Parade von Jonas Omlin, die Schlimmeres verhinderte. St. Gallen behielt in der Folge und während fast der gesamten Partie die Überhand punkto Spielanteile. Die Ostschweizer weisen ein Plus auf bei den Abschlüssen, bei den Ecken und dem Ballbesitz. Ummünzen konnten sie dies aber bis zum Schluss nicht in Zählbares. Die wahrscheinlich beste St. Galler Chance setzte Victor Ruiz in der 77. Minute knapp über das Basler Tor.

Die Basler ihrerseits kamen vor allem gegen Ende des Spiels zu guten Chancen. Sowohl Luca Zuffi per Kopf, Kemal Ademi als auch Noah Okafor in der Nachspielzeit hatten hochkarätige Chancen. So dass es treffend ist, wenn Valentin Stocker nach dem Siel sagt: «Ob sie oder wir die klareren Chancen hatten, sei mal dahingestellt. Das Spiel hätte auf beide Seiten kippen können.»

Das tat es aber nicht, weder in die eine noch in die andere Richtung. Dieses 0:0, das sich keineswegs wie ein klassisches, torloses Remis präsentierte und von Intensität, Zweikämpfen und umkämpften zweiten Bällen lebte, ist eine gerechte Punkteteilung zwischen dem Leader und dem Dritten der Super League. Aber vielleicht auch eine Punkteteilung, mit der der FCB besser leben kann. Stocker meinte, man hätte sich nicht beschweren können, hätte es für den FCB gestern gar keine Punkte gegeben. Und Raoul Petretta meinte nach dem Spiel: «Es ist ein gewonnener Punkt für uns.» Man müsse es positiv sehen.

Die Vorfreude aufs Ausschlafen

Positiv gestaltet sich für die Basler auch nach wie vor die Situation in der Tabelle. Obwohl der FCB zwei Punkte auf YB eingebüsst hat – die Berner fertigten den FC Zürich gleich mit 4:0 ab –, steht der FC Basel weiterhin an der Spitze der Tabelle der Super League. 23 Punkte hat Basel, 22 hat Bern.

In dieser Konstellation verabschiedet sich die Liga nun in die neuerliche Nationalmannschaftspause. Für den FC Basel kommt diese zu einem guten Zeitpunkt. Einige Akteure sind angeschlagen – so fehlte kurzfristig beispielsweise Fabian Frei mit Zehenproblemen –, der Kalender war dicht. «Die Nati-Pause jetzt ist wichtig, um regenerieren zu können. Und um im Oktober und November dann wieder voll dabei zu sein», erklärte Marcel Koller. Der FCB-Cheftrainer hat seinen Spielern zwecks dessen heute und morgen freigegeben. Und auch er selber freue sich, mal wieder ausschlafen und sich erholen zu können. «Das braucht man auch mal», sagt Koller. Man mag es ihm nicht verübeln. Denn den letzten Wochen mussten sie alle Tribut zollen.

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