Presseschau

Basler Zeitung vom 20.10.2020

Positiv sind nur die Testergebnisse

Basler Sport im Corona-Bann

Der FC Basel will wegen der Quarantäne auch das Lausanne-Spiel verschieben und bangt um seine Zuschauer. Der EHC Basel und die Starwings haben neue Positiv-Fälle. Und Sm’Aesch-Pfeffingen verzichtet auf den Europacup.

Oliver Gut

Man kann sich schon fragen, ob das nur Zufall ist. Oder ob die Basler Mannschaftssportler besonders empfänglich für Covid-19 sind. Man kann das Nachtleben am Rheinknie rühmen, sich dem zu entziehen eben viel schwerer ist als der Zürcher Langstrasse oder den Berner Lauben. Und man kann behaupten, die Basler Sporttreibenden seien weniger verantwortungsbewusst als andere. Aber das ist wohl alles Blödsinn.

Wahrscheinlicher ist, dass die Basler Sportszene nur Vorbote dessen ist, was national auf die Ligen und Meisterschaften zukommt. Jedenfalls dann, wenn die jüngsten Massnahmen zur Eindämmung keine Verbesserung der Fallzahlen bewirken.

Starwings: Sechs Teams

Der Basler Spitzen-Mannschaftssport ist in den vergangenen Tagen und Stunden vom Anschwellen der Infektionszahlen fast flächendeckend ins Abseits gedrückt worden. Den Anfang machten vor eineinhalb Wochen die Basketballer der Starwings. Und das gleich spektakulär: Zwei positiv getestete Spieler genügten, um nicht nur das Fanionteam, sondern auch drei U-Equipen in die Quarantäne zu schicken, weil einer der beiden Akteure an verschiedenen Trainings teilgenommen hatte. Inzwischen vermelden die Birstaler zwar, dass diese Mannschaften den Trainingsbetrieb im Verlauf der Woche aufnehmen. Dafür sind aber positive Fälle in der U-15 und der U-13 aufgetreten, mit verschiedenen Konsequenzen: Die nächsten Teams befinden sich in Quarantäne - und Vizepräsident Pascal Donati, der im regionalen Basketball schon so ziemlich jede Funktion gehabt hat, firmiert nun auch noch als Corona-Verantwortlicher des Vereins.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und vielleicht hilft das ja dem Gemütszustand in einer Phase, in der das einzige Positive die Testergebnisse der verschiedenen Sportler zu sein scheinen. Dem FC Basel jedenfalls hat es am vergangenen Wochenende nicht geholfen, dass er einen - wenn man denn den Beruf neu erfinden will - professionellen Corona-Verantwortlichen hat, der nicht gleichzeitig Vizepräsident ist. Das Basler Schutzkonzept, das von Rene Bonk umgesetzt wird, soll eines der besten und strengsten sein. Das jedenfalls ist immer wieder zu hören. Doch der siebte positiv getestete Spieler war der eine zu viel. Derjenige, der zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort auftauchte. Quarantäne auch hier, das Auswärtsspiel gegen den FC Zürich ist verschoben. Dem Heimspiel gegen Lausanne am Sonntag dürfte das gleiche Schicksal beschieden sein.

FCB: Ein Antrag

Der FCB wird bei der Swiss Football League einen Antrag auf Spielverschiebung stellen. Das hat der Club am Montagabend mitgeteilt, nachdem in Abklärung mit dem Kantonsarzt klar geworden war, dass der Grossteil der Mannschaft bis Sonntag in Quarantäne bleiben muss. Zwar sind inzwischen weder Trainer noch die Torhüter Heinz Lindner, Jozef Pukaj und Felix Gebhardt betroffen und dürfen auch die Feldspieler, die das Virus bereits zuvor hatten - Eray Cömert, Raoul Petretta und Arthur Cabral -, nach draussen. Doch ein sinnvoller Trainingsbetrieb ist so nicht möglich und es bleibt mehr als die Hälfte des Profikaders ausser Gefecht. Es wäre deshalb eine Überraschung, sollte die SFL das Gesuch ablehnen.

Der FCB muss aber auch in einer anderen Causa abwarten, in der die Aussichten schlechter sind. Bereits am Sonntag hat der Kanton Bern Grossanlässe mit mehr als 1000 Personen verboten. Dass andere Kantone nachziehen und diese Obergrenze auch Basel-Stadt und Baselland beschliessen, wird von verschiedener Seite erwartet.

EHC: Neun Spieler

Die triste Atmosphäre, die dann wieder im St.-Jakob-Park herrschen würde, ist das eine. Das wirtschaftliche Problem, das damit verbunden wäre, das andere. Der Grossteil der Jahreskarten läuft im Dezember aus und muss erneuert werden. Doch wie viele Menschen tun das einzig aus Solidarität, sollte die Besucherzahl wieder auf 1000 Plätze beschränkt werden und Corona nicht langfristig im Griff sein?

Die 1000er-Grenze käme auch dem EHC Basel in die Quere - wenn wohl auch nur in den Spitzenpartien wie zuletzt im Cup gegen Bern oder in den Playoffs. Vorerst muss er erst einmal schauen, dass er wieder aufs Eis zurückkehrt. Denn auch die Basler Eishockeyaner sitzen gerade zu Hause. Zunächst freiwillig, aufgrund eines positiven Falles - seit Montag verordnet: Inzwischen sind neun Spieler positiv getestet worden. Nachdem die Basler bereits die Auswärtspartie vom Wochenende gegen Huttwil verschieben mussten, werden auch die Heimspiele gegen Martigny (24. Oktober) und Arosa (27. Oktober) zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Verschoben wurde auch der Auftritt des RTV Basel bei GC Amicitia-Zürich vom vergangenen Samstag. Dies allerdings, weil beim Gegner ein positiver Fall aufgetreten war. Der RTV selbst kennt bislang noch keine Probleme. Das Gleiche gilt auch für die NLA-Volleyballerinnen von Sm’Aesch-Pfeffingen. Im Bann des Coronavirus sind trotzdem beide. Am Montag teilte Sm’Aesch mit, dass man auf die Teilnahme am Europacup verzichte. Die Begründung: «Das gesundheitliche Risiko einer Auslandreise ist für den Club in der aktuellen Situation zu gross. Dazu kommen finanzielle Unsicherheiten, ein administrativer Zusatzaufwand und die gesellschaftliche Verantwortung, die der Club wahrnehmen will.»

Diesbezüglich stellt sich für Sm’Aesch und die NLA-Männer von Traktor Basel auch die Frage, ob es wirklich verantwortungsvoll ist, am Super Gameday festzuhalten, der mit Meisterschafts-Heimspielen beider Equipen am Samstag in der Rankhofhalle über die Bühne gehen soll. Gut möglich, dass die finale Antwort auf diese Frage der Kanton geben wird.

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