Basler Zeitung vom 07.04.2021
Der FC Basel trennt sich «aufgrund des ausbleibenden sportlichen Erfolgs» von Trainer Ciriaco Sforza. Patrick Rahmen übernimmt vorerst bis zum Saisonende.
Tilman Pauls
Der FC Basel hatte gerade verloren, 0:2, aber das war ausnahmsweise mal nicht so wichtig. Es war schliesslich nur ein Testspiel gegen den SC Freiburg, bei dem Ciriaco Sforza vor allem seine jungen Spieler sehen wollte und die, die in den Wochen zuvor nicht so viele Einsatzmöglichkeiten bekommen hatten.
Im Anschluss stand Sforza noch für ein paar Minuten neben dem Rasen des Schwarzwaldstadions. Es war einer der seltenen Momente, in denen es nicht nur um seine Rolle als Trainer ging. Sforza wirkte offener als sonst, entspannter. Es wurde spürbar, wie sehr die Störgeräusche rund um den Club ihn in seiner Arbeit belasten.
Vielleicht ahnte Sforza damals schon, dass es einer der letzten ruhigen Momente werden könnte. Seit diesem Dienstag ist er nicht mehr Trainer des FCB.
Die Niederlage gegen den FC Vaduz am Ostermontag war die eine zu viel, wie es in solchen Momenten heisst. Das 1:2 gegen den Tabellenletzten führte bei den Verantwortlichen zu dem Schluss, dass es mit Sforza nicht weitergeht. «Aufgrund des ausbleibenden sportlichen Erfolgs» habe man sich für die Trennung entschlossen.
Überraschend ist die Begründung nicht, ebenso wenig die Entscheidung an sich. Im Grunde war ja nahezu allen Betrachtern längst klar, dass es mit Sforza und dem FC Basel kein gutes Ende nehmen würde. Spätestens nach dem historischen 2:6 im Cup gegen den FC Winterthur.
Der Club stemmte sich damals noch gegen die logischen Kräfte des Geschäfts, Bernhard Burgener sprach Sforza das Vertrauen aus. Stattdessen wurde Captain Valentin Stocker beurlaubt. Doch eine Reaktion des Teams blieb aus, und zuletzt zeigte die Leistungskurve des FCB nur noch deutlicher nach unten.
Schwächstes Team des Jahres
Elf Spiele haben die Basler in dieser Saison verloren, so viele wie überhaupt noch nie in der Super League - und das, noch bevor das letzte Viertel begonnen hat. Der FCB hat von den letzten zehn Partien nur eine gewonnen, sechs verloren. Das Team ist das schwächste der Rückrunde und das schwächste des Jahres.
Man kann das alles nicht nur an Sforza festmachen. Aber abgesehen davon, dass unter ihm keine spielerische Entwicklung zu erkennen war, hat er es auch nie geschafft, die Spieler so zu führen, wie es trotz aller widriger Umstände Marcel Koller gelungen ist. Ausgerechnet Sforza, der sich nach seiner Zeit bei GC vorgenommen hatte, nie mehr zwischen den Fronten innerhalb eines Vereins aufgerieben zu werden, verlor sich. Beim FCB wiederholte sich seine Geschichte.
Er wirkte zunehmend hilflos im Chaos des Clubs, irgendwo zwischen dem Streit um die Besitzverhältnisse, der Beurlaubung Stockers und der stetig wachsenden Kritik an seiner Arbeit. Nach den Spielen flüchtete er sich in plakativ positive Worte. Oder er tat genau das Gegenteil, kritisierte seine Spieler teilweise zu drastisch.
Zuletzt dann noch die Geschichte, dass er einem Journalisten am Telefon indirekt mit Gewalt gedroht haben soll. Und die vom Verein nie dementierte Aussage, dass er von Anfang an meinungsstarke und einflussreiche Spieler wie Valentin Stocker oder Fabian Frei gegen sich gehabt habe.
Mit zwei Jahren Verspätung
«Ich möchte mich beim Präsidenten und dem gesamten Verein für diese Zeit in Basel bedanken. Ich durfte beim FC Basel positiv eingestellte Menschen kennen lernen, die den Verein trotz aller Nebengeräusche tagtäglich mitgetragen haben. Das nehme ich mit und wünsche dem FCB viel Erfolg.» Sforzas letzte Worte als Trainer des FCB erinnern an die ersten bei seiner Vorstellung.
Bis zum Ende dieser Saison übernimmt vorerst Patrick Rahmen das Team. Rahmen war im letzten September als zweiter Assistent neben Daniel Hasler verpflichtet worden, und schon damals wurde vermutet, dass die Basler mit diesem Transfer vorzeitig Sforzas Nachfolger im Club installiert hätten.
Der 52-Jährige war schon im Juni 2019 ein Thema in Basel. Der Legende nach - und die ist inzwischen mit genug Informationen unterfüttert - soll ihm Bernhard Burgener die Hand auf die Zusammenarbeit gereicht haben. Die Medienmitteilung war schon verfasst. Doch über Nacht kam plötzlich alles anders, die Suspendierung von Marcel Koller wurde rückgängig gemacht und Rahmen blieb beim FC Aarau.
Jetzt, mit zwei Jahren Verspätung, ist er doch noch Trainer beim FCB geworden, wo er schon als Spieler aktiv war und als Trainer die U-18 sowie die U-21 betreut hat. Die Ausgangslage ist jedoch eine völlig andere als vor zwei Jahren: Es geht darum, das Team zu stabilisieren und von den untersten Plätzen fernzuhalten. Die Qualifikation für das europäische Geschäft ist das letzte Saisonziel, das den Baslern noch bleibt. Am Samstag hat Rahmen die erste Chance dazu, dann trifft der FCB auswärts auf den FC Luzern.