Presseschau

bz Basel vom 19.04.2021

Dominant wie lange nicht mehr

Der FC Basel besiegt Servette Genf mit 5:0 und zeigt eindrücklich, dass die Arbeit des neuen Trainers fruchtet.

Jakob Weber

Fabian Frei hätte die Champagnerflasche eigentlich gleich öffnen und bereitstellen sollen. Doch nachdem er das Präsent für seine 400 FCB-Spiele von FCB-Eigentümer Bernhard Burgener kurz vor Anpfiff entgegengenommen und für ein Erinnerungsfoto posiert hatte, stellt er den Champagner erst einmal weg. Schliesslich soll das 401. Spiel von Frei für den FCB gegen Servette gewonnen werden und das geht bekanntlich nüchtern besser als angetüdelt.

Acht Minuten später wäre Champagner aber durchaus angebracht. Denn es steht bereits 3:0 für Rotblau. «Genf war vielleicht etwas müde und wir waren über-parat», erklärt Frei. Ausgerechnet der Jubilar ist es, der den Torreigen in der dritten Minute mit einem souveränen Penalty eröffnet. Dass Schiedsrichter Sandro Schärer vorher den VAR benötigt, um zu erkennen, dass Nicolas Vouilloz Darian Males klar die Beine wegzieht, ist schnell verziehen. Denn kaum ist der Ball wieder freigegeben, schiebt Pajtim Kasami nach einem Abpraller überlegt zum 2:0 ein. Und als dann auch noch Servette-Goalie Jeremy Frick sich selbst ein verspätetes Osterei legt und Cabral-Ersatz Ricky van Wolfswinkel ihm nach einem Rückpass den Ball mit dem Fuss zwischen den Beinen wegspitzeln kann, steht es, als Servette in der neunten Minute zum dritten Mal anstösst, bereits 3:0.

Nach dem schnellsten Drei-Tore-Vorsprung seit Einführung der ausführlichen Datenerfassung in der Super League 2007 nimmt der FCB das horrende Anfangstempo raus. Die Genfer, die vor dem Spieltag von Platz 2 grüssten und zuletzt gegen Basel oft das bessere Ende für sich beanspruchten, schwächen sich in der 35. Minute zusätzlich. Antony Sauthier grätscht mit offener Sohle in Richtung Achillessehne von Males und sieht dafür direkt Rot. Damit ist klar, dass der FCB erst zum dritten Mal in dieser Saison und zum ersten Mal in diesem Jahr wieder zwei Spiele in Folge gewinnt.

Der eingewechselte Afimico Pululu sorgt mit einem späten Doppelpack für den 5:0-Endstand. Dass der FCB nicht noch höher gewinnt, liegt daran, dass Rotblau beim Stand von 3:0 gleich sieben Hochkaräter auslässt. «Verdammte Egoisten», entfährt es Abwehrchef Timm Klose, als seine Offensivkollegen innert weniger Minuten mehrfach im Abschluss sündigen. «Wir müssen mindestens sechs Tore machen», erklärt auch Ricky van Wolfswinkel und meint damit nur die zweite Halbzeit. Doch viel wichtiger als der Ärger über den Chancenwucher ist die Erkenntnis, dass der FCB wieder Spiele dominieren und souverän gewinnen kann. Das gab es in dieser Saison eigentlich nur beim 2:0 im Dezember in Vaduz. Aber woran liegt das? Nur am Trainerwechsel? «In den letzten beiden Spielen haben wir wichtige Schritte gemacht», sagt van Wolfswinkel. «Patrick Rahmen hat zwei bis drei grundlegende Dinge verändert», sagt Frei. Ins Detail will er aber nicht gehen, flüchtet sich auf Nachfrage in Allgemeines: «taktisch und mental». Doch mehr braucht es offenbar gar nicht, um das Potenzial aus dieser Mannschaft zu kitzeln.

Der FC Basel hat wieder eine erkennbare Taktik

Rahmen präsentiert nach dem Spiel mit einem Lächeln den funktionierenden Matchplan. «Defensiv wollten wir die beiden Servette-Sechser gut zu machen. Und offensiv zwischen den Linien anspielbar sein und immer wieder tiefe Laufwege suchen, sodass sich der Gegner nie sicher sein kann, ob quer oder in die Spitze gespielt wird.» Eine Taktik, die offensichtlich funktioniert.

Böse Zungen würden sagen, die Spieler sind froh, endlich wieder einen konkreten Matchplan mitzubekommen. «Scheinbar kommt das an», sagt auch Rahmen, der sein Team für dessen Einsatz lobt: «Im Moment gibt jeder Vollgas.» In der Kombination führt das dazu, dass der FCB wieder Selbstvertrauen hat. Auf die Frage, ob jetzt in Vaduz am Mittwoch der dritte Sieg in Serie folgt, antwortet van Wolfswinkel: «Ganz sicher.» Und der Champagner? Den will Fabian Frei immer noch nicht öffnen. «Diese spezielle Flasche mache ich nach so einer Saison sicherlich nicht auf. Da warte ich auf einen speziellen Moment.»

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