Presseschau

Basler Zeitung vom 12.05.2021

Der Machtwechsel sorgt für Jubel bei den Fans

Neuer Besitzer beim FC Basel: David Degen übernimmt die Aktien von Bernhard Burgener. Nach monatelangem Streit demonstrieren die beiden Seite an Seite nun aber Einigkeit.

Tilman Pauls

In einer Loge des St.-Jakob-Parks verabschiedet sich Bernhard Burgener gerade und bedankt sich für das Vertrauen in den letzten vier Jahren, während ein paar Meter unter ihm die Fans des FC Basel jubeln. Trotz Regen und verschlossenen Türen haben sie sich vor dem Stadion versammelt. Für sie ist dieser 11. Mai ein Freudentag.

Eigentlich war am Dienstagmorgen ja ein Termin vor dem Basler Zivilgericht angesetzt. Vor dem Richter hätte das nächste Kapitel im Streit um die Besitzverhältnisse beim FCB geschrieben werden sollen. Auf der einen Seite Bernhard Burgener mit seiner Idee, den Club mit der Unterstützung der britischen Investment-Firma Centricus zu führen. Auf der anderen Seite Minderheitsaktionär David Degen, der Gegenspieler.

Doch schon am Montag gab der Club bekannt, dass man eine Einigung erzielt habe. Und das konnte nur eines heissen: Degen ist der neue Besitzer des FC Basel. Es ist jedenfalls keine Überraschung mehr, als der Club offiziell verkündet, dass Degen alle Anteile von Bernhard Burgener an der FC Basel Holding AG übernimmt. Damit hält er jetzt 91,96 Prozent der Aktien.

«Nie meh Bernhard Bee»

Vor dem Stadion hört man Jubel. «Nie meh, nie meh Bernhard Bee».

In den letzten Wochen ist ja immer wieder von einem «Machtkampf» geredet worden. Das klingt ziemlich martialisch, aber es war genau das: ein Kampf. Degen und Burgener haben sich bekämpft, mit Bildern, mit Artikeln in verschiedenen Medien und nicht zuletzt mit juristischen Mitteln. Es war ein Duell auf vielen Ebenen, das nicht nur sauber geführt wurde. Auch wenn Degen und Burgener jetzt Seite an Seite sitzen.

«Einen statt spalten», diesen Satz sagt Degen mehrmals. Die letzten Monate haben Fans und Clubführung so weit auseinander getrieben, dass zuletzt ein blutgetränkter Schweinekopf vor der Basler Geschäftsstelle lag. Doch jetzt geht es darum, dass der FCB wieder als Einheit auftreten soll. Das vermitteln Burgener und Degen in ihren Aussagen immer wieder.

Degen bedankt sich bei seinem Vorgänger für die konstruktiven Gespräche in den vergangenen Tagen. Burgener lobt das nachhaltige und breit abgestützte Projekt seines Nachfolgers, inklusive der finanziellen Absicherung. «Wenn ich einen Krieg gewollt hätte, dann hätten wir das können. Aber das wollten wir nicht, weil mir der FC Basel am Herzen liegt», sagt Burgener.

Der monatelang öffentlich ausgetragene Konflikt wird nur an den Rändern deutlich. Da, wo Burgener und Degen in ihren Aussagen nicht deckungsgleich sind. Wenn der neue Besitzer zum Beispiel sagt, dass die Zeit der Alleinherrschaft vorbei sei. Wenn er darauf hinweist, dass Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit ihm ein Anliegen seien. Aber auch, wenn er von den Personen an seiner Seite spricht.

Es ist ja nicht alleine Degen, der den FC Basel jetzt über die unruhige See steuert, um mal in einem beliebten Bild von Bernhard Burgener zu bleiben. Degen hat ein Team geformt, das ihm viele seiner Kritiker in dieser Form wohl nicht zugetraut hätten: Sechs Verwaltungsräte an seiner Seite, alle von ihm und dem FC Basel unabhängig, dazu noch aus verschiedenen Bereichen.

Ein Präsident als Symbol

Reto Baumgartner wird der neue Verwaltungsratspräsident. Es ist auch als Symbol zu verstehen: Der aktuelle Präsident des Basisvereins an der Spitze des FCB - und mit ihm irgendwie auch die Mitglieder. Dazu Christian Gross, der zwölf Jahre nach seinem Abgang in neuer Rolle zum FCB zurückkehrt. Die anderen sind Marco Gadola, Sophie Herzog, Johannes Barth und Andreas Rey.

Degen will nicht Präsident sein, das hat er in einem Interview mit dieser Zeitung schon vor Wochen gesagt. Auch nicht Sportchef. Und jetzt bestätigt er auch, dass er nicht Mehrheitsaktionär bleiben wird: Degen wird Barth, Gadola und Rey beteiligen, sodass kein Aktionär mehr alleine über die Mehrheit verfügt. «Wir sind hier, um den FCB ins Gleichgewicht zu bekommen», sagt Degen.

Bis zum Ende der Saison wird Burgener bleiben. Aber natürlich wird sich die neue Führung ab jetzt an die Arbeit machen. Ressorts verteilen. Schauen, was es wo braucht. Personalentscheidungen treffen. Eine zentrale Rolle hat David Degen aber bereits geklärt: Patrick Rahmen wird auch in der neuen Saison Cheftrainer bleiben, den unschönen Zusatz «Interim» darf er streichen.

Die nächsten Wochen werden zeigen, wie Degen «seinen» FC Basel - im Moment darf er das ja so sagen - aufstellen wird. Man wolle demütig sein, sagt er, als Einheit auftreten. «Ich bitte die Fans des FCB, mir und meinem Team eine Chance zu geben.»

Die Chancen dazu stehen gut, denn an seinem ersten Arbeitstag hat der neue Besitzer immerhin schon etwas ausgelöst, das dem Club in den letzten Jahren fast fremd geworden schien: Aufbruchsstimmung.

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