Presseschau

bz Basel vom 12.05.2021

Jetzt geht Degen voran

David Degen übernimmt den FC Basel von Bernhard Burgener und stellt ihn breit auf. Er will den Verein zu alter Stärke führen.

Céline Feller

Um 14.43 Uhr steigt Rauch vor dem Joggeli auf. In dieser Minute wird offiziell bestätigt: David Degen übernimmt das Aktienpaket von Bernhard Burgener. Der Rauch ist nicht bloss symbolischer Art – Fans vor dem Stadion zünden Pyros, sie hüllen den Eingang des Joggeli in Rauch. Aus diesem erscheinen wenige Minuten später Degen und wenige Meter hinter ihm Burgener. Der neue und der alte Besitzer des FCB. Und wie der alte Besitzer dem neuen so nachtrottet, so hat auch das eine gewisse Symbolik. Degen geht nun vorne weg. Er übernimmt den FC Basel nach vier Jahren der Ära Bernhard Burgener.

Am Montag hatte der FCB vermeldet, dass sich Burgener und Degen in wochenlangen konstruktiven Gesprächen aussöhnen und zum Wohle des FCB einigen konnten. Burgener hat also, nachdem er Degen öffentlich als nicht tragbare Lösung bezeichnet hatte, doch nachgegeben. Am Freitag habe man sich langsam annähern können, am Montagnachmittag hat Burgener sein Aktienpaket an Degen – nach der erfolgten Zustimmung des Verwaltungsrates der FC Basel Holding AG – übertragen. Degen hält damit 91,96 Prozent der Aktien an der Holding und ist Mehrheitsaktionär.

Er ist dies aber nur kurzfristig. Denn Degen wird einen Teil seiner eben erworbenen Aktien weiterverkaufen: Unter anderem werden sich Johannes Barth, Marco Gadola und Andreas Rey-Krayer an der Holding beteiligen. «Es ist mir eine Ehre, die Aktien zu verwahren. Aber es wird keine Alleinherrschaft mehr geben», sagt Degen dazu. So solle künftig niemand die Aktienmehrheit besitzen. Wie die Verteilung genau aussehen wird, klärt sich in den nächsten Tagen. Für Burgener sei diese breite Abstützung einer jener Punkte gewesen, der ihn überzeugte, an Degen zu übergeben.

Gadola, Rey und Barth sind drei von sechs Verwaltungsräten (siehe unten), die mit Degen zusammen künftig die Geschicke leiten sollen. Neben ihnen sind dies ausserdem Sophie Herzog, Reto Baumgartner und: Christian Gross. «Wir sind ein sehr starkes Team und werden es zusammen meistern», sagt Degen zu seinem Verwaltungsrat. Ohnehin betont er immer wieder die zentrale Funktion seines Teams. Es ist der Gegenentwurf zu Burgeners Führungsstil. Und obschon die beiden während der Medienkonferenz Eintracht demonstrieren, ist dieser Fingerzeig Degens deutlich. Der Verwaltungsrat sei bewusst breit abgestützt. Während der Verwaltungsrat steht, sind viele weitere Dinge noch unklar. So zum Beispiel, wer von den Verwaltungsräten welche Ressorts übernehmen wird, «aber dafür werden wir in den nächsten Tagen zusammensitzen». Oder, wer den CEO-Posten übernehmen wird, «es wird Gespräche geben». Einen Sportchef wolle Degen einsetzen, «das ist für mich ganz klar». Klar ist für Degen auch, dass Karli Odermatt trotz jüngster Entgleisung beim Verein bleibt, «weil er Kulturgut des FCB ist». Und ebenfalls entschieden ist: «Patrick Rahmen ist und bleibt unser Trainer. Er macht einen guten Job. Er verdient eine Chance.» Aber Degen stellt auch schnell klar: Er erwartet in der zu Ende gehenden Saison das Erreichen von Rang 2. Die Verantwortung für diese Saison hat noch Burgener, danach wird übergeben.

Und mit der Übergabe ist dann auch das Thema Centricus «definitiv vom Tisch», wie David Degen betont. «Wir sind da, um den Verein wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es kann nur ausgegeben werden, was man einnimmt», erklärt Degen, wieso die Investitionen der bei den Fans so ungeliebten Briten nicht gebraucht werden, und fügt an: «Das wichtigste Thema ist Demut.»

Auf Letzterer baut Degen seinen FCB auf. Neben Transparenz und Ehrlichkeit. Wie die nächsten Tage weitergehen, wisse er nicht. Man habe mit einer Gerichtsverhandlung vor der Tür keine Zeit gehabt, mehr zu planen. Als zeitlicher Eckpfeiler dient jedoch die Generalversammlung am 15. Juni. Bis dann dürften die Details klar sein. Das Hauptziel formuliert Degen aber schon an diesem historischen Dienstag: «Der FCB muss wieder zurück zu alter Stärke. Die letzten Wochen und Monate sind Dinge passiert, die dem Verein geschadet haben. Jetzt ist das Ziel, dass alle wieder stolz sind.»

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