Presseschau

bz Basel vom 05.08.2021

Der Kampf ist eröffnet

Das Kader des FCB hat eine lange vermisste Breite. Nicht nur bei den Rechtsverteidigern. Diese Duelle zeichnen sich als interessanteste ab.

Céline Feller aus Budapest

Ein bisschen hat man ja fast das Gefühl, dass es aktuell egal ist, wen Patrick Rahmen für seine Startelf nominiert. Für das Sion-Spiel nahm der Trainer des FC Basel im Vergleich zum erfolgreichen Rückspiel gegen Tirana gleich fünf Wechsel vor – einen davon verletzungsbedingt. Und obschon die halbe Mannschaft getauscht wurde, zerpflückte der FCB Sion auf eine beeindruckende Art und Weise. So sehr, dass durchaus mehr als sechs Tore möglich gewesen wären.

Dieses Beispiel zeigt, dass der FCB auf diese Saison hin vor allem in der Breite an Qualität gewonnen hat. Auch Rahmen selbst gab zu, dass es zurzeit schwer sei, eine erste Elf zu bestimmen. Wie gross der Konkurrenzkampf ist, lässt sich exem­plarisch an dem Duell zwischen Sergio López und Michael Lang aufzeigen. Es ist ein Duell um eine Position, welche in den vergangenen Jahren beim FCB in der Breite chronisch unterbesetzt war. Jetzt stehen zwei Spieler bereit, bei denen man sich – sofern das nach erst vier Spielen möglich ist – einen Stammplatz-Anspruch vorstellen könnte. Wir zeigen vor dem ersten Spiel in der 3. Qualifikationsrunde für die Conference League gegen Újpest Budapest jene Duelle auf, welche in dieser Saison am interessantesten werden dürften.

Lang vs López
Das erste Duell ist das angesprochene um den Platz auf der rechten Seite der Abwehr. Die Vorzeichen schienen klar: López wurde als Back-up geholt – erst von Silvan Widmer, jetzt von ­Michael Lang. Aber was der junge Spanier gegen Sion gezeigt hat, macht Lust auf mehr. Mehr Einsätze, mehr Spielzeit. Sein Tempo ist begeisternd, ebenso seine ersten Ballkontakte. Mit Lang steht ihm ein Spieler gegenüber, der für Routine steht, der menschlich wichtig ist als Führungsperson und der mit seiner Ruhe, aber auch mit seinen Rushes wichtig ist. Lang fehlt jedoch noch etwas der Match-Rhythmus, derweil für López Liga, Land und Leute noch immer neu sind.

Petretta vs Pelmard
Die linke Abwehrseite gestaltete sich in den vergangenen Jahren ähnlich problematisch wie die rechte. Vergangene Saison wäre die Position mit Raoul ­Petretta, Jorge und Andrea Padula zwar dreifach besetzt gewesen, nur waren alle drei nicht vor ­Verletzungen gefeit. Während Padula noch immer rekonvaleszent ist, steht mittlerweile mit Petretta eigentlich nur noch ein Linksverteidiger im Kader. Mit Betonung auf eigentlich. Denn Neuzugang Andy Pelmard ist zwar Innenverteidiger, aber eben auch nur: eigentlich. Der Franzose ist nämlich so polyvalent, dass er alle Positionen in der Abwehr bekleiden kann. In Tirana hat er das sehr überzeugend auf links bewiesen. Rahmen sagte im Nachgang, dass Pelmard ein Konkurrent für Petretta sei. Dies gilt vor allem auch, wenn Eray Cömert in Basel bleibt und neben Fabian Frei in der Innenverteidigung wohl so gut wie gesetzt ist.

Xhaka vs Quintillà
Taulant Xhaka und Jordi Quintillà sind nur zwei Spieler, die dem dicht befrachteten zentralen Mittelfeld angehören. Dass sie hier herausgepickt werden, hat seine Gründe: Quintillà ist neu. Xhaka so gut wie neu. Zumindest fühlt sich seine Rückkehr nach elfmonatiger Verletzungspause fast so an. Und vor allem: Konkurrent Pajtim Kasami spielte in bislang allen wichtigen Partien. Heisst: Nur in ­Tirana schaute er 90 Minuten zu. Da, wo das Weiterkommen schon vor Anpfiff so gut wie sicher war. Gegen GC, im Hinspiel gegen Tirana sowie gegen Sion spielte er jeweils über die volle Distanz. Er scheint die Nase vor Xhaka und Quintillà etwas vorne zu haben. Und wer nun einwirft, dass ein Taulant Xhaka beim FC Basel doch normalerweise immer spielt – egal gegen wen, in welchem Wettbewerb und viel mehr noch unabhängig vom Trainer –, darf einfach nicht vergessen, wie lange der 30-Jährige eben verletzt war. Er braucht noch etwas Zeit, sagt das auch selbst. Jeden dritten Tag 90 Minuten sind für ihn noch zu viel. Das Duell mit Quintillà dürfte also noch brisanter werden, umso mehr sich Xhaka der Möglichkeit annähert, wieder im Drei-Tage-Takt auf dem Rasen zu stehen.

Esposito vs Palacios
Beide sind sie erst zarte 19 Jahre jung, beide gehörten sie derselben «Next Generation»-Liste an, beide werden sie gerne als Rohdiamanten bezeichnet: Sebastiano Esposito und Matías Palacios. Der eine ist seit diesem Sommer da, der andere bereits seit Anfang Jahr. Und nun müssen der Italiener und der Argentinier mit italienischem Pass den Platz hinter der Spitze unter sich ausmachen. Zwar könnte Esposito auch auf allen anderen offensiven Positionen eingesetzt werden, Kaderplaner Philipp Kaufmann sagte vor dem Sion-Spiel aber klar, dass der Italiener hinter der Spitze eingeplant ist. Dort also, wo er gegen Sion eine überragende Partie bot – Aussenrist-Traumtor inklusive. Esposito scheint Angewöhnungsprobleme nicht zu kennen. Vielleicht verschafft ihm dies einen kleinen Vorteil gegenüber Palacios. Der kommt unter Rahmen und in dieser Saison aber je länger je mehr ebenfalls in Fahrt. Tendenzen sind auch hier schwierig zu benennen. Was aber gesagt werden darf: Sie haben beide ein Zauberfüsschen, das Freude und vor allem Lust auf mehr macht.

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