Presseschau

Basler Zeitung vom 27.09.2021

Ein farbiger Abschluss am Ende eines schwarzen Nachmittags

Mit dem 3:1-Erfolg im Klassiker hält Basel den FC Zürich auf Distanz. Den Unterschied machen die rotblaue Effizienz und Patrick Rahmens Einwechslungen.

Dominic Willimann

Patrick Rahmen hat vor dem Spiel von der Bedeutung dieses Klassikers im Schweizer Fussball gesprochen. Wie er ihn einst als Kind im Stadion, später als Spieler und heute als Trainer erlebt. Und dass er dieses «Besondere» dieser Affiche im Vorfeld all jenen vermittelt habe, die noch nie ein Spiel in Rotblau gegen den FCZ bestritten hätten.

Schliesslich sind es gleich fünf dieser Akteure, die in der Startelf stehen: Liam Millar, Sergio Lopez, Dan Ndoye, Andy Pelmard und Tomas Tavares. Letzterer rutscht kurz vor dem Anpfiff ins Team, da sich Raoul Petretta beim Warmlaufen an der Wade verletzt hat.

Und es scheint zu Beginn dieses Duells zwischen dem Ersten und dem Zweiten, dass nicht nur diesem Quintett der Stellenwert der Partie nicht ganz bewusst ist. Der FCB tut sich gegen aufmüpfige Zürcher lange schwer, er bewegt sich im Zentrum zu wenig, und Torchancen sind Mangelware.

Ganz anders die Gäste, die unter Trainer André Breitenreiter von Beginn an einen gut organisierten Fussball spielen, den man von ihnen in den letzten Jahren selten gesehen hat. FCB-Trainer Patrick Rahmen bringt das Gezeigte seiner Farben auf den Punkt: «Wir hatten in der ersten Hälfte Mühe.»

Die Reflexe von Lindner
Dass der FCB in dieser Phase trotzdem kein Gegentor kassiert, hat vor allem mit seinem Torhüter zu tun. Einmal mehr braucht es in dieser Saison einen wachen Heinz Lindner, der Rotblau vor einem Rückstand bewahrt: wie in der 12. Minute, da der Österreicher Antonio Marchesanos Schuss spektakulär in den Corner lenkt.

Dass der Gastgeber dennoch mit einer 1:0-Führung in die Pause geht, ist auf einen Angriff zurückzuführen, den er nur einmal in den ersten 45 Minuten so spielt: Statt von hinten raus sauber aufzubauen, überbrückt Lindner mit einem weiten Ball das Mittelfeld. Dann steht Arthur Cabral richtig, dessen Kopfballverlängerung zu Dan Ndoye gelangt. Dieser hat das Auge für Liam Millar - 1:0. Ein simpler Angriff über vier Stationen, der FCB spielt im eigenen Stadion für einmal schnörkellos.

Dieses Bild ändert sich auch nach dem Seitenwechsel nur phasenweise. Der FCB steht zwar besser, übt mehr Druck auf den Gegner aus und agiert mutiger, doch die gefährlicheren Aktionen wissen die Zürcher auf ihrer Seite. Doch wieder kommt ein Basler Treffer aus dem Nichts, diesmal das 2:0 (73.). Pajtim Kasami trifft den Pfosten, Ndoye verwertet den Abpraller. Wenn Rahmen sagt, seine Mannschaft sei an diesem Nachmittag die effizientere gewesen, hat er bestimmt nicht unrecht.

Fernandes wie Usain Bolt
Denn auch nach der 2:0-Führung spielt der FCZ wacker nach vorne und verkürzt durch Marchesanos Penalty auf 1:2 (79.). Doch Rotblau hat darauf eine Antwort parat und kontert sich über den Platz: Nach einem Zürcher Eckball befreit Cabral mit einem Ball, der von Joelson Fernandes in Usain-Bolt-Manier erlaufen wird. Der Portugiese legt rüber zu Cabral - 3:1 (82.). Damit ist das Spiel entschieden.

Der FCB hat seinem einzigen Spiel in den extra angefertigten schwarzen Trikots also einen farbigen Abschluss bescheren können. Mehr noch: Er hat seine Tabellenführerposition gefestigt, den Vorsprung auf den FCZ auf vier Punkte ausgebaut. Erster Verfolger sind nun die Young Boys, die nach Verlustpunkten einen Zähler zurückliegen.

Aber der FCB hat vor 27’264 Zuschauern auch eine strenge Woche erfolgreich zu Ende bringen können. Das Punktemaximum aus den Spielen gegen St. Gallen und Zürich ist ein starker Leistungsausweis, der nach zuletzt harzigen Auftritten nicht selbstverständlich ist. Der aber davon zeugt, dass sich dieses Team mit seinen vielen neuen Spielern immer mehr findet.

Einmal mehr hat sich auch gezeigt, dass das qualitativ breit aufgestellte Kader den Unterschied ausmachen kann: Am Mittwoch in der Ostschweiz wie auch am Sonntag in Basel, da die eingewechselten Kasami und Fernandes massgeblichen Anteil an den beiden Toren in Hälfte zwei hatten.

Das nächste Basler Wiedersehen mit dem Stadtclub ist in einem Monat. Dann dürfte Rahmen nicht mehr detailliert auf die Bedeutung dieses Klassikers eingehen müssen. Denn seine Spieler haben gezeigt, dass sie in attraktiven 90 Minuten dagegengehalten und am Ende mit einer abgeklärten Leistung ihre Ungeschlagenheit in der Liga gewahrt haben. Wer im Klassiker so kaltschnäuzig auftritt, hat die Botschaft des Trainers verstanden.

Zurück 242887833329