Presseschau

bz Basel vom 27.09.2021

Die Zeit ist gekommen

Beim 3:1-Sieg gegen den FC Zürich überzeugt Dan Ndoye mit einem Assist und einem Tor. Es ist für ihn eine Befreiung.

Simon Leser

Als der FC Basel vor vier Wochen am letzten Tag des Transferfensters vier Neuzugänge präsentiert, frohlockt so manch ein FCB-Fan. Dan Ndoye, Wouter Burger, Joelson Fernandes, Tomas Tavares – allesamt jung, talentiert, mit hohem Potenzial gesegnet. Doch was in der allgemeinen Begeisterung fast vergessen geht: Sie alle brauchen noch Zeit. Zeit, um sich an eine neue Liga zu gewöhnen. Zeit, um das Spielsystem von Patrick Rahmen zu verinnerlichen. Zeit, die sie noch immer brauchen. Doch das 3:1 gegen den FC Zürich zeigt: Die Zeit für die vier Neuzugänge ist gekommen. Für Tore. Für Assists. Für Einsätze.

Gegen den FCZ stehen die vier in den Schlussminuten erstmals gemeinsam auf dem Feld. Ndoye überzeugt mit einem Assist zum 1:0 und seinem Premierentor zum 2:0, Fernandes mit der Vorlage zum 3:1. Tavares kommt zu seinem Startelfdebüt in der Liga, weil sich Raoul Petretta beim Aufwärmen verletzt. Und Wouter Burger kommt zu einem Zeitpunkt ins Spiel, in dem sich der FCB kaum mehr aus der Zürcher Umklammerung befreien kann.

Vor allem für Dan Ndoye ist der gestrige Sonntagnachmittag im Spitzenspiel gegen den Ta-bellendritten aus Zürich eine Befreiung. Denn dem offensiven Rechtsaussen, der am Deadline-Day aus Nizza kam, fehlte zuletzt das, was für einen Offensivmann so entscheidend ist: Tore. Nicht nur in seinen ersten vier Spielen in Basel, sondern auch zuvor in der französischen Ligue 1. Sein letztes Tor im Klubfussball datierte vom 16. Dezember des vergangenen Jahres. Die Vergangenheitsform ist deshalb korrekt, weil der gestrige Tag es ändert.

Denn in der 73. Minute darf Ndoye wieder mal jubeln. Weil Pajtim Kasamis Schuss vom Pfosten abprallt, Ndoye goldrichtig steht und souverän zum 2:0 einschiebt. Und wenn man sieht, wie der 20-jährige Schweizer Nationalspieler danach vor der Muttenzerkurve ausgiebig jubelt, merkt man: Die Anspannung muss raus. Nicht nur weil das 2:0 dem FC Zürich, der in der zweiten Halbzeit den FCB teils minutenlang in der eigenen Hälfte festschnürt und der den Pfosten trifft, den Wind aus den Segeln nimmt. Sondern weil Ndoye im fünften Spiel für den FCB erstmals so richtig zeigt, weswegen man ihn geholt hatte. «Ihm hat bisher das Tor gefehlt. Man spürte, dass ihm eine Last von den Schultern fiel», sagt Rahmen. Und Ndoye hält fest: «Ich bin sehr zufrieden, dass mir mein erster Treffer in einem solch wichtigen Spiel geglückt ist.»

Nach kompliziertem Start zeigt Ndoye seine Stärken
Der 20-Jährige bringt vieles mit, was einen Offensivakteur auszeichnet: Geschwindigkeit, technisches Geschick, Spielwitz. «Er ist einer, der in die Tiefe geht, der im Eins-gegen-eins gut ist, der technisch eine saubere Klinge führt», hält Rahmen fest. Nur viel zeigen davon konnte er vor dem FCZ-Spiel noch nicht. Vielmehr schlichen sich immer wieder Ungenauigkeiten in seine Pässe, vor allem im Umschaltspiel. «Der Start war kompliziert», gibt Ndoye zu. Dennoch stand er in jedem Spiel seit seiner Ankunft in der Startaufstellung, sei es in der Liga, im Cup oder in der Conference League. Gegen den FC Zürich werden seine Stärken erstmals offensichtlich. Beim 1:0 nutzt er einen Zürcher Fehler mit seiner Geschwindigkeit aus und legt für Liam Millar auf. Beim 2:0 staubt er in bester Goalgetter-Manier ab. «Je mehr Tage vergehen, desto besser werde ich sein», sagt Ndoye. Noch hat er wie seine Teamkollegen Phasen drin, in denen er abtaucht. Und die nur deswegen nicht bestraft werden, weil dem FCZ die Effizienz vor dem Tor abgeht und auch nach dem Anschlusstreffer in der Defensive beim dritten FCB-Tor patzt. Es ermöglicht Joelson Fernandes davonzuziehen und Arthur Cabral zu bedienen, der nach einem Sprint über 80 Meter trifft.

Dass Dan Ndoye gegen den FC Zürich seine Torpremiere feiert, ist passend. Denn es ist sein fünftes Spiel für Rot-Blau. Eine Marke, nach welcher der FC Basel ihn am Ende der Saison für einen Millionenbetrag übernehmen muss. Die Probezeit ist abgelaufen.

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