Presseschau

Basler Zeitung vom 14.01.2022

Edon Zhegrova dribbelt in Richtung Lille

Bei Edon Zhegrova zeichnet sich ein Transfer nach Frankreich ab. Sportlich wäre sein Abgang für den FCB eine Schwächung, aus wirtschaftlicher Sicht aber eine gute Nachricht.

Tilman Pauls

«Er fühlt sich nicht so wohl.» Das war die Antwort von Basels Trainer Patrick Rahmen, als er am Mittwoch nach dem Testspiel gegen Lugano zur Abwesenheit von Edon Zhegrova befragt wurde.

«Fühlt sich nicht so wohl», das kann in diesen Zeiten so ziemlich alles bedeuten, von einem leichten Unwohlsein bis hin zur mehrtägigen Quarantäne. «Fühlt sich nicht so wohl» ist während einer Transferperiode aber auch das branchenübliche Alibi für einen Spieler, der kurz vor einem Wechsel steht. So wie Edon Zhegrova.

Am Mittwoch liess der Flügelspieler das Testspiel im Tessin aus und stand auch bei der Trainingseinheit am Donnerstagnachmittag nicht auf dem Rasen, weil er den FCB in den nächsten Tagen verlassen dürfte. Zhegrova steht nämlich mit dem OSC Lille in Kontakt.

Wirklich überraschend kommt diese Meldung nicht, immerhin erlebt der 22-Jährige aktuell seine wohl beste Phase im Trikot des FCB. Obwohl er während der Hinrunde verletzt war, kommt Zhegrova in 15 Einsätzen auf stolze zehn Skorerpunkte.

Und noch beachtlicher: Mit ihm auf dem Rasen haben die Basler im letzten halben Jahr kein einziges Spiel verloren. Im Interview mit der «Basler Zeitung» sagte er vor wenigen Wochen: «Im Moment habe ich das Gefühl: Es gibt nichts, was mein linker Fuss mit dem Ball nicht kann.»

Logisch, dass so eine Form Begehrlichkeiten weckt. Logisch, dass Zhegrova die Chance auf einen Wechsel in die Ligue 1 als attraktiven nächsten Karriereschritt sieht. Logisch, dass ein möglicher Abgang für den FCB eine herbe Schwächung wäre. Logisch aber auch, dass es aus wirtschaftlicher Sicht eine gute Nachricht für den Club ist.

Eine lukrative Ablöse winkt
Zhegrova ist mit seinen Qualitäten und seiner unkonventionellen Art auf dem Rasen ein begehrter Spieler. Er ist erst 22 Jahre jung und besitzt in Basel noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023. Das alles dürfte sich in einer Ablösesumme niederschlagen, die deutlich oberhalb von fünf Millionen Franken liegen dürfte.

So eine Summe wäre für einen Club, der mit einem strukturellen Defizit von fast 30 Millionen Franken kämpft, eine deutliche Entlastung. Es könnte den Baslern sogar einen gewissen Verhandlungsspielraum ermöglichen, wenn es um einen Transfer von Arthur Cabral geht. Und sportlich wäre man nicht mal gezwungen, umgehend auf einen möglichen Zhegrova-Abgang zu reagieren.

Mit Valentin Stocker, Liam Millar, Dan Ndoye und dem jungen Joelson Fernandes verfügt der FCB über einige Optionen auf dem Flügel. Auch ein Spieler wie Darian Males käme noch in Frage. Alles Spieler, die Qualitäten besitzen, auch wenn sie andere Spielertypen sind als Zhegrova.

So weit ist es zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht. Aktuell ist Zhegrova noch in der Phase, in der die offizielle Begründung für sein Fehlen ist, dass er sich «nicht so fit» fühlt. Aber das kann sich ganz schnell ändern - und der FCB verliert einen seiner spektakulärsten Offensivspieler.

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