Presseschau

bz Basel vom 24.01.2022

Zurück in die Wohlfühloase

Nach nur einem halben Jahr ist das Kapitel Jordi Quintillà beim FC Basel bereits wieder geschlossen. der Spanier kehrt zu St.Gallen zurück.

Jakob Weber

Die Jubelszene im Auswärtsspiel im Zürcher Letzigrund Ende Oktober 2021 beschreibt die Zeit von Jordi Quintillà beim FC Basel recht gut. Nachdem er in der Nachspielzeit das vermeintliche 4:2 geschossen hat, dreht der 28-Jährige jubelnd ab, läuft auf die Gäste-Kurve zu und zeigt mit den sich überkreuzenden Armen deutlich: Das war’s. Das Spiel ist entschieden. Doch es sollte anders kommen. Der VAR nahm Quintillàs Tor zurück, FCZ-Stürmer Assan Ceesay traf mit der letzten Aktion zum 3:3 und so herrschte kurz nach dem wohl freudigsten Moment, dem möglichen Durchbruch von Quintillà in Rotblau, schnell wieder absolute Ernüchterung.

17 von 33 Spielen hat Quintillà für den FC Basel in der Hinrunde gemacht. Nur 17 und selten über die volle Distanz. Skorerpunkte sammelte er keinen einzigen und weil es sportlich nicht wie gewünscht lief und er zudem auch verletzt einige Spiele verpasste, wurden auch die Einsatzzeiten immer weniger. Gegen die starke Konkurrenz im zentralen Mittelfeld mit Pajtim Kasami, Fabian Frei, Taulant Xhaka, Wouter Burger und Matias Palacios konnte sich Quintillà nicht wie erhofft durchsetzen. «Jordi konnte bei uns leider nie die Rolle einnehmen, die er in St.Gallen hatte», sagt FCB-Trainer Patrick Rahmen am Rande des Testspiels gegen Xamax am Samstag, bei dem Quintillà bereits in St.Gallen weilte.

Erleichterung in Basel, Freude in St.Gallen
Wenige Minuten nach Abpfiff (3:1 für den FCB) wurde der Transfer dann offiziell verkündet. Der neue Vertrag von Quintillà ist bis 2025 datiert. Über die Ablösemodalitäten wurde Stillschweigen vereinbart. Doch dem Vernehmen nach, hat der FCB Quintillà keine Steine in den Weg gelegt und ist froh, den Spanier nicht mehr auf der Payroll zu haben.

Die Verantwortlichen in der Ostschweiz freuen sich über den Transfercoup. St.-Gallen-Trainer Peter Zeider lässt sich im Communiqué wie folgt zitieren: «Jordi war drei Jahre lang einer unserer Schlüsselspieler. Seine Qualitäten auf und neben dem Platz sind bekannt. Mit ihm können wir unser Team verstärken und in allen Bereichen nochmals einen Schritt nach vorne machen.» Zeidler hofft, dass der Ex-Captain der Espen an seine erfolgreichen drei Jahre zwischen 2018 und 2021 anknüpfen kann. Quintillà schaffte in St.Gallen den Durchbruch, trug 110 Mal Grünweiss (17 Tore, 13 Assists), kämpfte 2020 sogar lange um den Titel und führte das Team am Schluss als Captain an.

Die grosse Frage aber ist: Findet der Spanier durch den Wechsel zurück zum dem Verein, wo er in seiner holprigen Karriere (Barcelona B, Badalona, Hospitalet, Ajaccio, Kansas City, vereinslos, Puerto Rico, St.Gallen, FC Basel) am besten funktionierte, wieder zurück zu alter Stärke?

Degen wollte Quintillà schon im Sommer abgeben
Quintillàs Situation in Basel war schwierig. Als Transfer der alten Führung passte er neben den sportlichen Problemen auch nicht unbedingt in die Pläne des neuen FCB-Bosses David Degen und Co. Bereits im Sommer zog sich die Verkündung seines Wechsels in die Länge, weil hinter den Kulissen bereits Alternativlösungen gesucht wurden.

Trotzdem steckte der im Team beliebte Spanier nie auf. Auch, wenn Quintillà auf dem Platz keine tragende Rolle spielte, half er den jungen Spielern und unterstützte die Mannschaft. Patrick Rahmen sagt: «Jordi ist ein Spieler, der Vertrauen braucht. Ich freue mich, dass er mit St.Gallen eine Lösung gefunden hat, wo er wieder eine wichtigere Rolle einnehmen kann.»

Auch der Spanier selber hofft, in der Ostschweiz wieder an alte Tage anknüpfen zu können. Quintillà sagt im Vorstellungsvideo des FC St.Gallen: «In der Schweiz gibt es viele schöne Orte, viele schöne Stadien, aber nur ein Zuhause und das ist St.Gallen.» Das tönte im Sommer noch ganz anders. Damals sagte Quintillà: «Ich wollte schon immer zum FC Basel.» Doch nach einem halben Jahr folgte die Erleuchtung, dass er früher doch schöner war und der FC Basel vielleicht eine Nummer zu gross gewesen ist.

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