Presseschau

bz Basel vom 13.05.2022

Beim Punkteteilen ist Basel König

In einem mehrheitlich unansehnlichen Spiel rettet Esposito gegen GC ein 1:1 – Freis Nummer 20 für die Ewigkeit.

Christoph Kieslich

Was darf man erwarten, wenn es für die Heimmannschaft drei Runde vor Schluss nur noch um so etwas wie die goldene Ananas geht? Und ihr Trainer vor der Partie durchblicken liess, dass es für ihn keine Zukunft im Klub gibt? In der Politik würde man von einer lame duck sprechen, aber Guillermo Abascal wird seiner durch Verletzungen ausgedünnten Mannschaft klargemacht haben, dass es um die Integrität des Wettbewerbs geht – schliesslich steckt GC plötzlich wieder mitten im Abstiegsschlamassel.

Bevor es also immerhin für die Grasshoppers noch um etwas ging, wurde im St. Jakob-Park erst einmal im grossen Stil zu Ehren von Fabian gefeiert und Freibier ausgeschenkt. Schon allein die Dekoration war grossartig: Die Ballustrade des zweiten Rangs war gesäumt mit sämtlichen Trikotmodellen, die Frei in 453 Spielen für den FC Basel getragen hat.

Bevor sein 454. Spiel angepfiffen wurde, lief Fabian Frei mit seiner älteren Tochter in einem Spalier von Mitspielern und Beschäftigten aufs Feld, gab es Geschenke, warme Worte einstiger Teamkollegen (Marco Streller: «Ich glaube, das ist ein Rekord für die Ewigkeit»), ein herziger «Wir-sind-stolz-auf-dich» Videogruss von Ehefrau Muriel und den beiden Kindern. Und obendrein gibt es die grösste Ehre für Fabian Frei: Der FCB wird seine Rückennummer 20 künftig nicht vergeben, so wie es bei Freis Rekord-Vorgänger Massimo Ceccaroni und der Nummer 2 bis zum heutigen Tag gehalten wird.

Nach früher GC-Chance das lange Nichts
Als dann Fussball gespielt wurde, dauerte es exakt 58 Sekunden, ehe sich den Grasshoppers die Riesenchance bot: Brayan Riascos, im April aus der Ukraine von Metalist Charkiv verpflichtet, verstolperte neun Meter vor dem Tor.

Anschliessend erinnerte das Dargebotene nicht im Entferntesten an ein ansehnliches Fussballspiel. Der FCB unterstrich, auf was Abascal im Vorfeld betont hatte: Dass sich sein Team gegen Gegner, die mit Fünfer-Abwehrkette agieren, besonders schwertut. Ein Gegenmittel fand der Trainer auch gegen GC nicht.

Nach einer halben Stunde mit ziemlich erbärmlichem Hin und Her wies GC eine Passquote von 66 Prozent aus, was bedeutet, dass jeder dritte Pass in den Füssen der Basler landete. Ohne, dass die irgendetwas damit anzufangen wussten. Einen Torschuss verzeichnete das Heimteam bis dahin nicht, beim einzigen Versuch wurde Adam Szalai schmerzhaft geblockt.

Der gefährlichste Versuch blieb so ein Zürcher Freistoss in der 42. Minute, den Giotto Morandi aus gut und gerne 30 Metern an den Pfosten setzte.

Der Zauberschuss von Riascos zum 0:1
Nach dem man nüchtern festhalten musste, dass das Pausenspiel mitreissender war als die ersten 45 Minuten, verlieh GC dem Spiel einen ersten zauberhaften Moment. Riascos schlenzte den Ball diagonal aus halblinker Position in den Torwinkel zur Zürcher Führung.

Der FCB reagierte, zwar nicht schön, aber mit einer Spur mehr Druck hinter den Aktionen. Für den Ausgleich brauchte es jedoch erst das Kunststück von Christian Herc, der nach seiner Einwechslung anderthalb Minuten benötigte, um mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen. Und eine aus Zürcher Sicht bittere Slapstick-Einlage boten Ayumu Seko und Noah Loosli, die beim Klärungsversuch eines langen Balles von Noah Katterbach zusammenrasselten und Sebastiano Esposito den Weg zu dessen sechsten Saisontor öffneten.

Weil dem FCB ein klarer Penalty verwehrt wurde (Bolla gegen Petretta) blieb es beim 1:1, womit GC weiter zittern muss und der FCB einen weiteren Rekord vermeldet: Es war das 16. Remis der laufenden Saison – so oft hat er in seiner Super-League-Geschichte noch nie die Punkte geteilt, und er steht nun in einer Reihe mit dem FC Lugano (2018/19) sowie dem FC Thun (2010/11). Nichts, auf was man sich etwas einbilden kann.

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