Presseschau

Basler Zeitung vom 11.08.2022

Amdouni und Ndoye werden es richten

Kapitales Rückspiel für den FCB Die Basler brauchen gegen Bröndby mindestens zwei Tore, um ein Ausscheiden zu verhindern. Die BaZ hat sich die Werte von neun Spielern angeschaut und wagt eine Prognose.

Tilman Pauls und Oliver Gut

Eins ist klar: Die Basler müssen im Rückspiel gegen Bröndy mindestens zwei Tore schiessen, wenn sie die nächste Runde der Qualifikation auf dem Weg in die Conference League erreichen wollen. Ein Tor würde ihnen - wenn sie ohne Gegentor bleiben - die Verlängerung bringen. Aber dann bräuchte man spätestens im Elfmeterschiessen (mindestens) noch einen Treffer.

Das Problem an der Sache ist nur: Die Basler sind in dieser Saison nicht gerade für ihre kaltblütige Effizienz bekannt. Fünf Tore in sechs Spielen ist ein überschaubarer Wert, wenn man bedenkt, dass das Team regelmässig zu guten Gelegenheiten kommt. Im Spitzenspiel gegen YB haben die Basler ein weiteres Mal gezeigt, dass sie aus ihren Chancen zu wenig machen.

Das muss sich gegen Bröndby ändern, wenn die Basler ihr erstes Saisonziel nicht verpassen wollen. Die Frage ist nur: Wer schiesst die Tore? Die BaZ hat sich die Statistiken von neun Kandidaten angeschaut und wagt eine Prognose.

Zeki Amdouni
Geht es um (fast) alle Werte, dann ist der 21-jährige Angreifer erster Anwärter auf die wichtigen FCB-Tore gegen Bröndby. Das leitet sich nicht nur von seinen Einsätzen und Minuten ab, sondern auch von der Anzahl seiner Abschlüsse und deren Qualität: Er gab schon zwölf Schüsse ab, und die Statistiker haben für ihn errechnet, dass er schon zwei Tore hätte erzielen müssen (2,13 erwartbare Tore).

Allein: Der Konjunktiv ist die Krux an der Geschichte, denn zu einem Tor ist er bislang nicht gekommen. Das kann mit der Qualität seiner Abschlüsse zu tun haben, vermag diese Statistik doch nur den Augenblick zu berücksichtigen, da der Fuss (oder Kopf) auf den Ball trifft - jedoch nicht, wohin dieser dann fliegt und wie scharf er abgegeben wird. Aber es kann auch an den gegnerischen Verteidigern oder dem Goalie liegen, die überdurchschnittlich gut reagieren.

Nun: Wir glauben, dass Amdouni seine Flaute gegen Bröndby beendet, und setzen ihn deshalb an die Spitze der Männer, die dem FCB die Tore bescheren werden. Schliesslich hat er in der Vorsaison bei Absteiger Lausanne mit elf Treffern gezeigt, dass es auch unter Druck geht.

Einsätze: 6, Minuten: 452, Tore: 0, Chancen: 6, Schüsse: 12, Schüsse aufs Tor: 42%, xG: 2,13, xG pro Schuss: 0,84.

Dan Ndoye
Mit 15 Abschlüssen ist er derjenige Basler, der am meisten geschossen hat. Und die Torwahrscheinlichkeitswerte seiner Abschlüsse sagen, dass er dabei ab und an den Pass statt den Schuss hätte bevorzugen sollen. Der Durchschnitt von 0,31 ist tief und führt dazu, dass Ndoye eigentlich noch gar kein ganzes Tor erzielt hätte (0,88).

Nur: Der 21-jährige Angreifer hat bereits zweimal getroffen - und damit mindestens doppelt so oft wie jeder andere Basler. Also soll er es ruhig weiter versuchen. Auch wenn es ein Widerspruch ist: Entgegen der bisherigen Wahrscheinlichkeit stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass er gegen Bröndby trifft. Wenn er es besser macht als letzte Woche im Hinspiel.

Einsätze: 6, Minuten: 442, Tore: 2, Chancen: 5, Schüsse: 15, Schüsse aufs Tor: 40%, xG: 0,88, xG pro Schuss: 0,31.

Wouter Burger
Eigentlich ist er dafür da, um Tore zu verhindern. Zumindest ist das seine wichtigste Aufgabe im defensiven Mittelfeld. Allerdings hat der Holländer seine bemerkenswerte Frühform in Winterthur zu seinem ersten FCB-Tor genutzt. Und ganz überraschend ist das nicht. Er hat sich gleich viele Chancen erspielt wie Liam Millar (3). Er hat mehr Schüsse verzeichnet als Fabian Frei (6). Er bringt 43 Prozent seiner Abschlüsse auf das gegnerische Tor. Sein Wert für die erwartbaren Tore pro Schuss ist mit 0.53 der zweitbeste hinter Zeki Amdouni. Und es kommt ja noch etwas anderes hinzu.

Am Sonntag trug Burger in Abwesenheit des restlichen Mannschaftsrats zum ersten Mal die Captain-Binde. Etwas, was sich in keiner Statistik dieser Welt niederschlägt, was den 21-Jährigen am Donnerstag aber zusätzlich motivieren dürfte.

Einsätze: 5, Minuten: 422, Tore: 1, Chancen: 3, Schüsse: 7, Schüsse aufs Tor: 43%, xG: 0,59, xG pro Schuss: 0,53.

Liam Millar
Liam Millar ist mit einem ziemlich konkreten Vorsatz in die letzte Saison gegangen: Zehn Tore wollte er schiessen. Dieses Ziel hat er dann auch punktgenau erreicht, und für diese Saison hat er sich vorgenommen, seinen Wert nochmals zu steigern.

Ganz so überzeugend war er in der ersten Partie bisher noch nicht. Immer wieder rannte sich der Kanadier fest oder entschied sich für die falsche Option. Das zeigt auch die Statistik.

Drei Chancen, acht Schüsse, nur 25 Prozent davon auf das Tor des Gegners, ein beachtlich tiefer Wert, der sein Problem deutlich macht. Aber immerhin ein Versuch hat den Weg ins Tor gefunden, beim Rückspiel gegen die Crusaders.

Ein erneuter Treffer gegen Bröndby wäre für den FCB noch ein Stück wichtiger. Und er würde Millar näher an sein persönliches Saisonziel bringen.

Einsätze: 6, Minuten: 423, Tore: 1, Chancen: 3, Schüsse: 8, Schüsse aufs Tor: 25%, xG: 0,51, xG pro Schuss: 0,37.

Andi Zeqiri
Ein bisschen unfair ist das schon: Andi Zeqiri ist gerade erst in Basel, ist mit ein paar Trainingsminuten im Hinspiel gegen Bröndby eingewechselt worden und stand am Sonntag gegen YB zum ersten Mal in der Startelf. Wie will man einen wie ihn einschätzen, der gerade erst 96 Minuten in den Beinen hat?

Einen Abschluss haben die Statistiker notiert, der ist auch gleich aufs Tor geflogen. 100 Prozent Quote, aber auch das ist natürlich nicht aussagekräftig. Doch der 23-Jährige hat andere Argumente, wieso er gegen die Dänen das Tor trifft: Er hat mehr Erfahrung als Millar, Amdouni, Ndoye, Diouf oder Ltaief. 22 Spiele in der Bundesliga, neun in der Premier League. Zudem hat Zeqiri in seiner Karriere schon bewiesen, dass er Tore unter Druck und vor einem erwartungsvollen Stadion schiessen kann.

Einsätze: 2, Minuten: 96, Tore: 0, Chancen: 2, Schüsse: 1, Schüsse aufs Tor: 100%, xG: 0,27, xG pro Schuss: 0,27.

Adam Szalai
Mit seiner Routine und Abgebrühtheit wäre der Captain der ungarischen Nationalmannschaft ja eigentlich prädestiniert, um in den wichtigsten Momenten cool zu bleiben und den Ball im Netz unterzubringen. Und zumindest einmal durfte er in dieser Saison auch jubeln, als er im Hinspiel gegen die Crusaders per Hacke traf.

Doch den 34-Jährigen begleiten auch Fragezeichen, die miteinander zusammenhängen: Fehlt ihm inzwischen nicht jener Tick Spritzigkeit, den auch ein Mann seiner Grösse (193 Zentimeter) benötigt, um gegen einen Gegner wie Bröndby Entscheidendes zu bewirken? Und wie viele Minuten gewährt ihm Alex Frei überhaupt, um diese Frage zu beantworten?

Zuletzt gegen YB kam er für die Schlussviertelstunde. Und zuvor in Kopenhagen, da verzeichnete er nur acht Einsatzminuten.

Einsätze: 6, Minuten: 284, Tore: 1, Chancen: 7, Schüsse: 12, Schüsse aufs Tor: 58%, xG: 1,81, xG pro Schuss: 0,48.

Fabian Frei
Weder die Torwahrscheinlichkeitswerte noch die vergangenen Tage sprechen dafür, dass es der Captain richten wird: Frei fehlte gegen YB verletzt, hinter seinem Einsatz gegen Bröndby bleibt ein Fragezeichen - auch wenn er am Mittwoch wieder trainiert hat.

Nur: Ob in der Champions League gegen Liverpool 2014, im Cupfinal 2018 oder in der tollen Europa-League-Kampagne 2010/20 (5 Treffer) - er hat schon oft genug bewiesen, dass er in ganz wichtigen Spielen das Tor trifft. Also muss man ihn auch jetzt auf der Rechnung haben, sollte er fit genug dafür sein.

Einsätze: 5, Minuten: 450, Tore: 0, Chancen: 2, Schüsse: 6, Schüsse aufs Tor: 17%, xG: 0,27, xG pro Schuss: 0,19.

Andy Diouf
Heimlich, still und leise hat Andy Diouf sich zu einer ersten kleinen Überraschung in dieser Saison gemausert. Denn wer hätte schon ernsthaft damit gerechnet, dass der 19-Jährige in den Spielen gegen Bröndby und YB in der Startaufstellung steht und seine Sache im Zentrum ganz unaufgeregt runterspielt?

Gegen YB hätte er um ein Haar die Führung erzielt, doch auch er scheiterte an der letzten Geste, wie sein Trainer es nennt. Trotzdem ist es beachtlich, dass Diouf aus seiner Position im zentralen Mittelfeld überhaupt zu derartigen Chancen kommt.

Als Anwärter auf ein Tor gegen Bröndby kommt er aber kaum infrage: Er hat einen der schlechtesten Werte, was die erwartbaren Tore pro Schuss angeht (0,22). Er könnte in diesem Spiel wieder von der Ersatzbank gedrängt werden. Und: Er hat noch nie in seiner Karriere ein Tor erzielt.

Einsätze: 4, Minuten: 279, Tore: 0, Chancen: 1, Schüsse: 6, Schüsse aufs Tor: 17%, xG: 0,56, xG pro Schuss: 0,22.

Sayfallah Ltaief
Spitzenspiel, Basel gegen YB, 0:0. In der Nachspielzeit rollt der Ball durch den Strafraum. 26’000 erheben sich von ihren Plätzen, holen Luft, die sie für den Torjubel nach draussen schreien wollen. Den Ball ins Eck schieben, hoch in den Winkel, dem Torhüter durch die Beine? Egal, einfach nur rein ins Tor.

Sayfallah Ltaief dürfte sich noch länger an seine Chance gegen YB erinnern. Denn was wäre das für eine Geschichte gewesen? Der Neuzugang aus Winterthur entscheidet das Spitzenspiel. Doch stattdessen vergibt er die beste Möglichkeit der Basler.

Ob sich Ltaief gegen Bröndby eine ähnliche Chance bietet? Vielleicht, falls er überhaupt zum Einsatz kommt. Ob er es dieses Mal besser macht? Denkbar. Mit einem Wert von 0,22 erwartbaren Toren pro Schuss ist es aber eher unwahrscheinlich, dass er den FCB zum Sieg schiesst.

Einsätze: 6, Minuten: 141, Tore: 0, Chancen: 1, Schüsse: 5, Schüsse aufs Tor: 40%, xG: 0,28, xG pro Schuss: 0,22.

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