Presseschau

bz Basel vom 08.02.2023

Eine Entlassung mit Ansage, aber auch als Eingeständnis

Der FC Basel trennt sich von Alex Frei. Interimistisch übernimmt Heiko Vogel. Aber die Frage ist eher: Wer ist die langfristige Lösung?

Céline Feller

Diese berühmte eine Niederlage zu viel. So nennt der FC Basel das 0:1 von vergangenem Samstag gegen die Grasshoppers. Es ist eine Niederlage, auf welche der Klub habe reagieren müssen. Er trennt sich per sofort von Cheftrainer Alex Frei. Dies teilte der FCB gestern Morgen mit.

Es ist ein Schritt, der früh in diesem Kalenderjahr durch die Vereinsführung um David Degen, dem Ehepaar Rey und Dan Holzmann gefällt wird. Erst vier Spiele hat der FCB absolviert, zwei davon verloren, eines gewonnen, in einem die Punkte geteilt. Entsprechend ist es ein regelrechter Knall. Frei war als Wunschtrainer vorgestellt worden im Sommer. Als die FCB-Legende, welche das Team endlich spielerisch, resultattechnisch und vor allem punkto Erfolg dort hinführen sollte, wo man nach dem eigenen Verständnis noch immer hingehört.

Frei hatte auf dem Papier alles, was diesem FCB guttun würde: Lokalkolorit, Leadership, eine gesunde Prise Selbst­vertrauen, Mehrsprachigkeit, Kenntnisse im und um den Verein, Herzblut für Rotblau. Er war der perfekte Konzepttrainer. Auch deshalb dürfte der Schritt hin zur Entlassung des 43-Jährigen der Führung schwerer gefallen sein. Weil seine Entlassung ein Eingeständnis ist.

Der Klub argumentiert mit einer «ernüchternden sportlichen Entwicklung», welche die Entscheidung veranlasst habe. Man sehe sich gezwungen, den Abwärtstrend aufzuhalten. «Mit drei Punkten Vorsprung auf den letzten Tabellenplatz, bei gleichzeitigem Aufwind der hinter dem FCB platzierten Teams, fehlen der Klubführung in der aktuellen Konstellation die ­Perspektive und der Glaube an zeitnahe Besserung.»

Vom Wechsel erhofft man sich Impulse, um jenes Ziel zu erreichen, welches Degen im Dezember herausgegeben hatte: Platz 2. Dieser berechtigt zur Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League und birgt damit die Aussicht auf ­Millioneneinnahmen, welche der FCB dringend benötigt.

Angesichts der Diskrepanz zwischen dem herausgegebenen Saisonziel und der aktuellen Realität – Platz 7, sechs Punkte Rückstand auf Platz 2, punktemässig schlechteste Hinrunde des FCB seit Einführung der Super League – überrascht der Schritt nicht und kommt eher mit Ansage. Hinzu kommt ­Degens forsche, direkte, emotionale Führungsstrategie. Er hatte einen anderen FCB versprochen in der Rückrunde. Dass er damit nicht das Verwandeln in ein Kellerkind gemeint hatte, ist selbsterklärend.

Assistenten bleiben, Vogel Interims-Cheftrainer
Begünstig – oder vereinfacht – hat den Entscheid der Fakt, dass der FCB mit Heiko Vogel eine passende Interimslösung bereits zur Hand hatte. Vogel, Meistertrainer von 2012, wurde zwar als Sportdirektor verpflichtet, kann jedoch problemlos übernehmen. Er tut dies, bis die Basler einen neuen Trainer gefunden haben. Mindestens bis es so weit ist, verbleiben die Assisten- ten Davide Callà und Martin ­Andermatt im Staff.

Vogel – in seiner Rolle als Sportdirektor, nicht als Interims-Coach – drückt im Communiqué sein Bedauern aus: «Dieser Entscheid fällt uns allen selbstverständlich enorm schwer. Wir müssen aber an den FCB und seine Entwicklung denken, deshalb kommen wir nicht drumherum, zu handeln.»

Weiter öffentlich äussern wird sich der FCB erst am ­Freitag, dann spricht Vogel im Vorfeld des Heimspiels gegen den FC Sion. Auch die Trainings finden bis dahin unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Der Fokus liegt nun auf der Nachfolgersuche. Wie diese aussehen soll, ist offen. Mögliche Kandidaten sind dabei wohl Alfred Schreuder (Bild rechts), der bis vor kurzem Trainer von Ajax Amsterdam war, und der in den Überlegungen der Basler auch schon einmal eine Rolle spielte.

Ausserdem kann man sich auch vorstellen, dass André Breitenreiter, (Bild links), ein Kandidat ist. Er ist diese Woche bei Hoffenheim nach zehn sieglosen Spielen hintereinander entlassen worden. Zwar ist Breitenreiter wohl eher nicht exakt das, was dem Profil eines FCB-Wunschtrainers entspricht, aber mit seinen Erfolgen aus der vergangenen Saison mit dem FC Zürich würde er zumindest die Erfahrung aufweisen, einen wankenden Riesen wieder auf die Beine bringen zu können.

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