Presseschau

Basler Zeitung vom 17.03.2023

«Einen hat mir der Trainer angezeigt»

FCB-Goalie als Elfmeter-Killer Beim Triumph des FCB nach Elfmeterschiessen avanciert Marwin Hitz zur grossen Figur.

Oliver Gut

Für den Schlusspunkt sorgt Darian Males. Mit einem verzögerten Anlauf schiesst er den Ball flach ins Eck und trifft. Eiskalt. Abgezockt. So, wie die drei anderen Schützen vor ihm, die am Ende von langen 120 Minuten Fussball in Bratislava angetreten sind, um für den FC Basel in der Kurzentscheidung einen Elfmeter zu schiessen.

Der Mann des Abends ist Males damit aber nicht. Und auch keiner der drei anderen, die getroffen haben. Nicht einmal Riccardo Calafiori oder Zeki Amdouni, die schon zuvor in der regulären Spielzeit ein Tor erzielt und so dafür gesorgt haben, dass der FC Basel einen 0:2-Rückstand in ein 2:2 umwandelt.

Nein, die grosse Figur heisst Marwin Hitz. Das ist der Basler Torhüter, der früh eine tolle Parade gezeigt hat, um wenig später zwei Gegentreffer zu kassieren. Der dann ganz lange nichts mehr zu tun hat. Und der am Schluss, als er im Mittelpunkt steht, im Elfmeterschiessen über sich hinauswächst: Erst pariert er den scharf ins Eck getretenen Elfer von Juraj Kucka, dann auch den unwesentlich weniger platzierten Penalty von Tigran Barseghyan. Und er legt so die Basis für den FCB-Triumph in der Slowakei, welcher die Teilnahme an den Conference-League-Viertelfinals sowie eine Uefa-Prämie von einer Million Euro bedeutet.

Entsprechend gut gelaunt erscheint Hitz danach in der Interview-Zone und erklärt das Basler Elfmeter-Erfolgsgeheimnis.

Marwin Hitz, wie ist es, wenn man früh viel und dann lange nichts mehr zu tun hat, um dann im Elfmeterschiessen auf dem Posten zu sein?

Das ist nun wirklich das kleinste Problem. Wenn du mit der Aussicht auf ein Conference-League-Viertelfinal ein Elfmeterschiessen bestreitest, dann ist da genügend Adrenalin da, um voll da zu sein - ganz egal, ob du zuvor als Goalie lange nichts zu tun gehabt hast.

Sie haben die ersten beiden Elfmeter pariert. Wieviel ist Gefühl, wieviel Vorbereitung, die zum Erfolg geführt haben?

Das Gefühl spielt immer auch eine Rolle. Aber wenn ich an dieses Elfmeterschiessen denke, dann haben diese Paraden auch ganz viel mit Arbeit und Vorbereitung zu tun. Und zwar vor allem anderen mit der Arbeit von Goalietrainer Gabriel Wüthrich. Er hat unglaublich viel Elfmeter-Material zusammengeschnitten, da waren wohl so drei Stunden auf Band. Das war so viel, dass ich ab und an das Gefühl hatte, es sei zu viel, wenn Gabi zum Beispiel mit einem Elfmeter ankam, den Spieler XY vor sechs oder mehr Jahren geschossen hat. Jedenfalls ein grosses Dankeschön an ihn: Seine Arbeit hat sich voll gelohnt.

Haben Sie alles auswendig gewusst oder hatten Sie einen Spickzettel dabei?

Einen Teil habe ich auswendig gelernt, einen Teil nicht. Einen der beiden ersten Schützen hatte ich im Kopf - und den anderen hat mir der Trainer angezeigt.

Wie bitte?

Ja, klar: Gabriel Wüthrich gab mir von draussen ein Zeichen, in welche Ecke dieser schiessen würde. Er musste es ja nach all der Arbeit wissen - und bekam Recht. Beim dritten Schützen habe ich dann gepokert. Das wäre auch noch fast aufgegangen. Aber ich glaube, mit zwei Paraden auf zwei Elfmeter, die nicht so schlecht geschossen waren, kann ich sehr gut leben.

Die Paraden hat es gebraucht - aber es hat auch Basler Schützen gebraucht, die treffen. Alle vier FCB-Spieler verwandelten cool. Wurde vorher geübt?

Nein. Zum ersten Mal haben wir im Abschlusstraining nicht geübt, nachdem wir das zuvor gegen Trabzonspor und vor dem Cupspiel in St. Gallen gemacht hatten. Aber im Gegensatz zur Vorbereitung des Goalies ist die Vorbereitung der Schützen ja sowieso so eine Sache: Die Situation, in der man sich dann mental effektiv befindet, lässt sich nicht simulieren. Ich bin jedenfalls froh, dass alle getroffen haben. Und ich glaube, dass unser Weiterkommen am Ende auch verdient war. Nach einer ersten Hälfte, in der wir uns nicht zurechtfanden, sind wir ruhig geblieben, stark zurückgekommen - und blicken nun den Viertelfinals entgegen.

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