Presseschau

Basler Zeitung vom 17.03.2023

Amdouni rettet den FCB in extremis

Alles zum Spiel Nach einem 0:2-Rückstand spielt der FC Basel bei Slovan Bratislava 2:2, rettet sich in die Overtime und siegt schliesslich mit 6:3 nach Elfmetern. Rotblau steht nun unter den letzten Acht der Conference League.

Dominic Willimann

Vor dem Spiel
Heiko Vogel hat am Tag vor dem Spiel erzählt, dass er seine Führungsspieler mitentscheiden lasse, in welchem System der FCB in Bratislava antreten soll. In einer Anordnung, in der sich die Spieler am wohlsten fühlen. Schliesslich ist es ein 4-4-2, mit dem der Interimstrainer seine Mannen in der Slowakei in dieses Rückspiel schickt. Im Vergleich zum Hinspiel wechselt Vogel nur zwei Spieler: Jean-Kévin Augustin und Andy Diouf spielen anstelle von Hugo Novoa und Wouter Burger.

Besonders ist, dass der formstarke Riccardo Calafiori nebst Andy Pelmard das Abwehrzentrum besetzt. In der Regel spielt der Italiener links aussen. Die Viererkette komplettieren Michael Lang auf rechts und Anton Kade auf links. Und: Neben Andi Zeqiri stürmt Augustin. Es ist der erste Startelf-Einsatz des Franzosen seit Oktober letzten Jahres.

Die erste Hälfte
Der FCB hat mehrheitlich den Ball, doch Chancen kreiert er mit diesem Vorteil keine. Vielmehr hat Rotblau seine Probleme mit dem System: Gegen den Ball ist das Team in einem 4-4-2 angeordnet. Bei Ballbesitz rückt Kade eine Reihe weiter nach vorne und Diouf in den Angriff. Doch dieses 3-4-3 birgt bei einem Ballverlust grosse Gefahren, weil die linke Basler Abwehrseite dann verwaist ist.

So wie nach 17 Minuten, da Juraj Kucka auf 2:0 erhöht. Die Vorarbeit kommt von links - wie bereits nach 11 Minuten, da der Gastgeber durch Malik Abubakari in Führung geht. Dieses 2:0 nach 45 Minuten geht völlig in Ordnung, da Slovan in allen Belangen besser ist als die Basler, die nach diesem frühen 0:2-Rückstand gehemmt wirken

Die zweite Hälfte
Nach dem Seitenwechsel geht Vogel das Risiko nicht mehr ein, Kade und Diouf in der Vorwärtsbewegung zu forcieren. Der FCB bleibt in seinem 4-4-2 stabiler und schafft prompt nach 53 Minuten den Anschlusstreffer: Calafiori schliesst eine Aktion trocken ab, nachdem Michael Lang Taulant Xhakas Eckball per Kopf zum Italiener befördert hat.

Das ist der Moment, in dem der FCB wieder an seine Chance zu glauben beginnt. Und ja, Möglichkeiten zum Ausgleich sind vorhanden. Doch Dan Ndoye, Zeqiri oder Zeki Amdouni vergeben ihre Möglichkeiten. Bis zur 93. Minute als es Amdouni mit einem perfekten Distanzschuss versucht - und Goalie Adrian Chovan mit einem Aufsetzer alt aussehen lässt. Es ist dies das Tor zur Verlängerung.

Die Verlängerung
Es kostet Kraft, die 30 Minuten, die die Verlängerung dauert. Und natürlich möchte keines der beiden Teams einen Gegentreffer erhalten. Die Gastgeber sind näher an einem Torerfolg. Doch Sharani Zuberu (93.) wie auch Lucas Lovat (116.) scheitern. Das Highlight folgt aber in der 121. Minute, als Bratislava Goalie Chovan durch Martin Trnovsky ersetzt - eine Auswechslung im Hinblick auf das Elfmeterschiessen, die am Ende aber nicht den erhofften Sieg bringt.

Das Elfmeterschiessen
Der FCB darf im Penaltyschiessen beginnen. Und das erweist sich als Vorteil: Diouf, Amdouni, Calafiori und der eingewechselte Darian Males treffen sicher. Ganz anders Bratislava: Die ersten zwei Schützen scheitern an Basel-Goalie Marwin Hitz. Dieser reagiert beide Male goldrichtig und verschafft seinen Farben dadurch einen riesigen Vorteil - während die Gastgeber vom ersten Schützen an unter Druck sind. Als Males schliesslich den Ball rechts unten versenkt, ist der Basler Viertelfinaleinzug Tatsache.

Der Knackpunkt
Es ist die Nachspielzeit, in der der Gast nochmals alles ins Spiel wirft. Und mit dem Weitschuss-Treffer durch Amdouni belohnt wird. Es ist ein Tor, das das Tor zur Verlängerung und schliesslich auch in den Viertelfinal aufstösst. Ohne diesen Kraftakt wäre das Europacup-Abenteuer für den FC Basel an diesem Abend wohl beendet gewesen.

Die Unparteiischen
Jakob Kehlet und seine Assistenten kommen aus Dänemark. Und das Trio fährt eine Linie, die viel zulässt. Bis Kehlet pfeift, muss tatsächlich ein gröberes Foul begangen worden sein. Im Grossen und Ganzen aber haben die Dänen die Partie im Griff. Es gibt nur wenige Verwarnungen.

Der O-Ton
Captain Taulant Xhaka ist sichtlich stolz auf seine Mannschaft: «Es war brutal schwierig hier. Wir erwarteten Bratislava als Mannschaft, die presst. Doch sie verhielten sich abwartend und lauerten auf unsere Fehler. Aber wir zeigten Moral und holten das 0:2 auf. In der zweiten Halbzeit hatten wir alles im Griff - und im Penaltyschiessen wussten wir, dass wir auf einen sehr guten Torhüter zählen können.»

Die Folge
In Basel freut man sich auf Freitag, wenn in Nyon die Viertelfinals der Conference League ausgelost werden. Um 14 Uhr werden am Genfersee die Lose gezogen, und der FCB wird danach wissen, wohin die nächste internationale Reise führt.

Der nächste nationale Ausflug führt das Team von Heiko Vogel in die Bundesstadt, wo der Super-League-Leader aus Bern zur Kenntnis genommen haben wird, dass der FCB am Donnerstagabend über 120 Minuten hat kämpfen müssen. So dürften die Basler Beine am Sonntag bei YB schwerer sein als gewöhnlich. Deshalb erwartet den FCB im Wankdorf vor der Nationalmannschaftspause ein nächster richtig harter Prüfstein.

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