Presseschau

bz Basel vom 09.06.2023

Zwei Abschiede, ein Hintertürchen

Der FCB zieht die Kaufoptionen bei Zeqiri, Adams und Topskorer Males nicht. Letzterer könnte trotzdem bleiben.

Céline Feller

Mit Darian Males ist es so eine Sache. Ganz schlau ist man aus seiner Rolle beim FC Basel nie geworden. Zweieinhalb Saisons schon ist er in Basel, hat 106 Partien absolviert. Aber unbestrittener Stammspieler, das war Males nie. Und ging es um Tore, um Assists, um Spektakel und darum, wer den FC Basel verlassen und eine grosse Lücke hinterlassen könnte – auch dann war von Males selten die Rede.

Dabei ist der 22-jährige Topskorer der Basler in der abgelaufenen Saison. 11 Tore und 17 Assists summiert er. Zwei von letzteren steuerte er im finalen Spiel gegen GC bei, als er mit seiner Einwechslung nach der Pause sein Team auf den richtigen Weg, Platz 5 und so in die Qualifikation für die Conference League brachte. Aber Males läuft dennoch irgendwie noch immer unter dem Radar. Weil seine Spielart unspektakulär ist, zuweilen zu emotionslos. Aber Males ist eben auch einer, bei dem man vielleicht erst dann weiss, was man an ihm hatte, wenn er weg ist. Und genau dieser Fall könnte nun eintreffen.

Wie der FCB am Donnerstag mitteilte, zieht er die Kaufoptionen bei Males, aber auch bei Andi Zeqiri und Kasim Adams nicht. Wirklich überraschend kommt die Meldung bei allen dreien nicht, es hatte sich vielmehr abgezeichnet. Bei Males, weil Stammklub Inter Mailand zu viel Geld verlangt. Zumindest für einen Verein wie den FCB, der eben erst Millionen in die Übernahme von Zeki Amdouni und Andy Diouf gesteckt hat. Auch das ist ein bisschen sinnbildlich. Für die beiden Shootingstars war der FCB bereit, das Sparkonto zu plündern, bei Males ist in den Augen der Verantwortlichen die aufgeworfene Summe zu hoch.

Ganz aufgeben wollen die Basler Males aber nicht. Im Communiqué wird hervorgehoben, wie bereichernd Males in seiner Zeit in Basel gewesen sei. Nicht nur dank Toren und Assists, sondern auch aufgrund seiner Art. Tatsächlich wurde Males in den vergangenen Wochen in der Öffentlichkeit zu einer Stimme, stand nach guten, aber auch nach schlechten Resultaten vor die Mikrofone. Males ist gereift. Und vielleicht wird diese Entwicklung doch noch belohnt.

Denn wie der FCB weiter schreibt, sind die Gespräche um die Zukunft des 22-Jährigen noch nicht definitiv ad acta gelegt. Man sei dabei, mit Inter zu verhandeln. Der FCB hat wohl die Intention, Males irgendwie halten zu können. Sei es nun mit einem weiteren Leihgeschäft, dem Inter, wo Males noch bis Sommer 2025 einen Vertrag hat, durchaus zustimmen könnte. Oder aber, indem die Basler eine tiefere Ablösesumme herausfeilschen. Wohl im Wissen, dass Inter, aller Skorerpunkte von Males zum Trotz, aktuell keine Verwendung in der 1. Mannschaft für ihn hätte.

Während bei Males also noch ein Hintertürchen offen ist, sind die Türen für Zeqiri und Adams ganz geschlossen. Die Fälle sind aber auch anders zu betrachten als jener von Males. Klar, Andi Zeqiri hat mit seinen 20 Skorerpunkten (18 Tore) Werbung für eine Übernahme gemacht. Er tat dies vor allem im zweiten Halbjahr, in dem er sich steigern konnte. Noch im Winter im Trainingslager war der 23-Jährige so gut wie aussortiert, schaffte es nicht einmal in die Kader der Testspiele. Die Zeichen standen auf Abschied. Unter Interimscoach Heiko Vogel aber blühte Zeqiri auf.

Aber Zeqiri gehört Brighton & Hove Albion. Jenem Team, das völlig überraschend als Sechster die Saison in der Premier League abgeschlossen hat. Wer einem solchen Team gehört, dessen Ablösesumme ist hoch. Auch wenn, wie der FCB das getan hat, die Übernahme-Summe schon vor dem einjährigen Leihgeschäft und Brightons Höhenflug fixiert wurde. Die Basler können sich Zeqiri schlicht nicht leisten. Aber, und das spielt mitunter sicher auch eine Rolle: Man hat durchaus schon Ersatz für den Schweizer National-Stürmer. Einerseits mit Jean-Kévin Augustin, der, sollte er mal längere Zeit verletzungsfrei bleiben, Freude bereiten könnte.

Kommt der Stürmer-Ersatz aus dem Nachwuchs?
Andererseits mit Bradley Fink, der in der Hierarchie zuletzt hinter Zeqiri zurückgefallen war. Aber auch mit Andrin Hunziker. Der junge Basler kehrt auf die kommende Saison zum FCB zurück. Er tut dies mit einem tollen Leistungsausweis, elf Skorerpunkten, einer Spielart, die gelobt wird und ihm sein erstes Aufgebot für die U21-Nationalmannschaft eingebracht hat. Selbstredend ist er noch nicht so erfahren wie Zeqiri, aber er ist ein eigener Junior mit Potenzial.

Und dann wäre da noch Kasim Adams. Geholt als Stabilisator für die FCB-Abwehr, sollte er mit Routine und Ruhe überzeugen. Er tat das oft, aber eben oft auch gepaart mit Patzern. Adams war zu häufig ein Unsicherheitsfaktor, was einem Spieler wie ihm mit seiner Erfahrung nicht passieren dürfte. Dass er gehen muss, überrascht nicht. Auch weil er mit der Genesung von Arnau Comas zu immer weniger Einsätzen gekommen wäre. Für ihn geht es zurück zu Stammklub Hoffenheim, wo Adams selbst einen Verbleib jedoch ausschliesst. Wie es für ihn weitergeht, ist unklar.

Klar ist dafür, dass der FCB schon stark an seinem Kader arbeitet. Mit der Klärung dieser drei Personalien sowie dem frühzeitigen Leih-Ende Hugo Novoas und der Verlängerung von Nils de Mol sind alle Fälle von auslaufenden Verträgen geklärt. Ausser bei Males. Bei ihm ist es einmal mehr so eine Sache.

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