Presseschau

Basler Zeitung vom 23.03.2024

Der FCB und die Frage, wie aus Acker wieder Rasen wird

Der Rasen im St.-Jakob-Park ist nicht zum ersten Mal Thema. Doch die Probleme mit der Spielunterlage nehmen zu und tangieren auch die Frauen-EM 2025.

Oliver Gut

Vielleicht wächst ja irgendwann Gras darüber. Dann, wenn das Klima und mit ihm die Witterung das Wachstum des Grases begünstigen. Im Moment aber ist da wenig Gras. Wenig Grün.

Ungefähr so sind die Gedanken. Und auch so: Der Rasen im St.-Jakob-Park verdient seinen Namen nicht. Oder ist im Frühjahr 2024 eher ein Acker, der dem Bild entspricht, das der FC Basel zum selben Zeitpunkt abgibt, da er um den Klassenerhalt kämpft.

Die Spieloberfläche im Joggeli war schon Thema, bevor Fabian Frei im schliesslich verlorenen Cup-Viertelfinal gegen den FC Lugano im Elfmeterschiessen wegrutschte. Und seit sein Ball weit am Tor vorbeigeflogen ist, hat sich der Zustand des Rasens weiter verschlechtert.

Zuletzt im Heimspiel gegen den FC Winterthur (1:1) präsentierte er sich als regelrechter Flickenteppich: Je erhöhter die Zuschauerperspektive, desto sichtbarer waren Kreise und Quadrate auf dem Platz erkennbar, wo Rasenstücke implantiert worden waren. Ausgestochen auf den Plätzen des Nachwuchscampus, um die schlimmsten Stellen auf dem wichtigsten aller Spielfelder auszubessern.

Garniert war das Ganze mit Sand. Sehr viel Sand. Dieser dient ebenfalls nicht der Verbesserung der Optik, wirkt aber der Glitschigkeit entgegen, die den Joggeli-Rasen derzeit zweifelhaft auszeichnet.

Das Problem liegt nicht beim vormaligen, entlassenen Greenkeeper Marc Studach oder seinem Nachfolger Arndt Valbert. Es liegt auch nicht an der Oberfläche. Sondern generell hoch darüber – und im aktuellen Fall auch tief darunter.

Ist mehr Sonne und Wärme anstelle von Regen und Feuchtigkeit, wird sich der Rasen tendenziell erholen, wo er zuletzt kaum mehr wuchs, er faulte und sich Algen bildeten. Der Einfluss schlechter Witterung wäre allerdings weit geringer, würde einwandfrei funktionieren, was sich unter der Rasenschicht befindet: die Drainage – also das Entwässerungssystem.

Acht Jahre nach der letzten grösseren Platzsanierung ist diese an einem Punkt angelangt, da sie ihrem Zweck nicht mehr gerecht wird. Sammelt sich Wasser an, fliesst dieses nur noch ungenügend durch die Unterschichten aus Sand oder Kieselsteinen ab.

All das ist den Verantwortlichen beim FC Basel schon länger bekannt. Doch inzwischen weiss man auch, was eine nachhaltige Lösung des Problems kostet: 1,6 Millionen Franken.

Die Summe ist ungefähr. Und nicht zuletzt abhängig davon, ob weiterhin auf dem etwas günstigeren Naturrasen oder auf dem widerstandsfähigeren Hybridrasen gespielt wird. Letztere Variante hatte Chris Kauffmann, CEO des FC Basel, Anfang Februar in einem Interview mit der «BZ Basel» als zu diskutierende Alternative öffentlich aufs Tapet gebracht.

Damals hatte er noch eine komplette Ausgrabung des ganzen, 90 Zentimeter tiefen Betonbeckens als einzige langfristige Lösung der Problematik befürchtet. Kostenpunkt: zwischen vier und fünf Millionen Franken. Zumindest diese Befürchtung ist nicht eingetroffen: Ein in der Vorwoche erstelltes Gutachten kam zum Schluss, dass sich das Problem auch mit der von Kauffmann ebenfalls erwähnten, kleineren Variante nachhaltig lösen lässt. Dabei werden nur die obersten drei Schichten ausgegraben, um dann nicht nur die Drainage und die Heizung zu sanieren, sondern auch ein Kühlsystem einzubauen.

Dieses Kühlsystem hilft dem Rasen in einem Stadion, das in Sachen Belüftung suboptimal ist, durch die heissen Sommertage zu kommen – und die davon abgegebene Wärme würde gleichzeitig als Energiequelle genutzt werden.

Die Kosten wären deutlich kleiner. Sie lägen bei besagten rund 1,6 Millionen Franken, wobei die genaue Zahl auch davon abhängt, ob die Oberfläche der Zukunft ein etwas günstigerer Naturrasen bleibt oder aber aus einem widerstandsfähigeren Hybridrasen besteht.

Doch die Frage, wer die Kosten dann übernimmt, bleibt bestehen. Der FCB ist auch in dem Punkt bei der Basler Politik vorstellig geworden. Er soll sich dabei auf den Standpunkt stellen, man habe mit diesem Rasenunterbau ein schon dazumal mangelhaftes System von der Genossenschaft Stadion St.-Jakob-Park übernommen. Und er sieht die Notwendigkeit dieser Sanierung vor allem anderen aufgrund der Frauen-EM 2025 gegeben, bei der Basel und der St.-Jakob-Park gemäss den Vorstellungen der Regierung mit Eröffnungsspiel und Final wichtigster Austragungsort sein soll.

Aus Haftungsgründen ist schwer vorstellbar, dass der FC Basel im Hinblick auf die Euro einen Stadion-Mietvertrag mit der Uefa unterschreibt, bevor die Fragen nach der Rasensanierung und deren Finanzierung nicht gelöst sind. Und solange diese Unterschrift nicht unter dem Vertrag ist, bleibt hinter der Frauen-EM in Basel ein Fragezeichen, das sich eigentlich keiner wünscht.

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