Presseschau

Basler Zeitung vom 02.04.2024

Und plötzlich ist Taulant Xhaka wieder wichtig

Gegen Zürich darf der 33-Jährige, der zuletzt vor allem Reservist war, über die volle Distanz mittun. Das wird wohl auch am Dienstag in Lugano der Fall sein – weil den FCB Personalsorgen plagen.

Dominic Willimann

Es ist ein ungewohntes Bild. Als der FC Basel am Samstag den FC Zürich zum Klassiker empfängt, steht Taulant Xhaka in der Startelf. Und: Der 33-Jährige darf in seiner 300. Partie in der höchsten Schweizer Spielklasse die kompletten 90 Minuten durchspielen.

Das hat es in dieser Super-League-Saison erst sechs Mal gegeben. Unter Fabio Celestini ist es erst das dritte Mal, dass der Aggressivleader über die volle Distanz gebraucht wird. Letztmals war dies Anfang Dezember beim mageren 1:1 bei Lausanne-Ouchy der Fall.

Seither ist viel passiert bei Rotblau. Und auch bei Taulant Xhaka. Den Auftakt ins Fussballjahr 2024 verpasste er ein nächstes Mal rotgesperrt, weil er Bradley Fink, die FCB-Leihgabe in Diensten des Grasshopper Clubs Zürich, mit einem schmerzhaften Fusstritt in die Weihnachtsferien schickte.

Danach fand er kaum mehr Berücksichtigung im jeweiligen Matchplan des Trainerstaffs. Bis zum FCZ-Spiel kam er gerade mal auf 168 Einsatzminuten in der Super League. Weil Celestini im defensiven Mittelfeld Leon Avdullahu, Renato Veiga oder Dion Kacuri den Vorzug gab. Xhaka spielte zuletzt sportlich keine grosse Rolle mehr.

Das ist für den Fussballer Xhaka, der nebst Rekordspieler Fabian Frei für die Basler Vereinstreue steht, natürlich zu wenig. Und das hat er Mitte März nach dem 1:5 bei den Young Boys, als er wieder nur Zuschauer war, auch die Welt wissen lassen. Über Social Media übte der Basler Kritik am Umgang mit seiner Person. Und machte damit einmal mehr auf diesem Kanal von sich reden, wenn er schon nicht auf dem Rasen für Schlagzeilen sorgen konnte.

Bruder Granit doppelt nach
Noch mehr Aufmerksamkeit zog er auf sich, weil es ihm sein jüngerer Bruder Granit gleichtat und auf Instagram postete, dass Taulant sein in Basel bis Sommer 2027 fixiertes Arbeitspapier erfüllen werde. Und dass ein gewisser «Mister X» «schön aufpassen» müsse, was er gerade mache.

Verständlich, dass diese Aktion der Xhakas im und rund um den FC Basel für Zündstoff sorgte. Doch es ist ja nicht das erste Mal, dass sich Derartiges ereignet. Allein im vergangenen Jahr kritisierte Granit Xhaka die rotblaue Vereinspolitik mehr als einmal, zuletzt im Oktober nach dem 0:3 gegen Lausanne-Ouchy.

Doch in der aktuellen Lage, in der der FCB noch ein hartes Stück Arbeit vor sich hat, um die Klasse zu halten, passen solche Nebengeschichten nicht in den Alltag des Clubs. So hat sich unlängst der FCB-Verwaltungsrat mit Taulant Xhaka an einen Tisch gesetzt und die jüngsten Vorfälle diskutiert. Es soll eine positive Aussprache gewesen, dem Vernehmen nach die Sache nun geklärt sein.

So konnte der Fokus am Samstag wieder auf das Wesentliche, auf das Sportliche gelegt werden. Der Trainerstaff hatte für Xhaka als «Sechser» im 4-1-4-1-System ein Plätzchen gefunden. Dort zeigte er eine unauffällige Partie, und wer meinte, er sei nur in die Startelf gerutscht, um Emotionen in diesen Klassiker zu bringen, irrte.

Aber Xhaka war auffällig ruhig, ja, es kam gar zur freundschaftlichen Geste mit Nikola Katic, als er dem FCZ-Verteidiger vom Boden aufhalf. Jenem Katic, von dem er sich im vergangenen Mai so sehr verbal provoziert fühlte, dass er die Nerven verlor, ihm einen Kopfstoss versetzte und danach von der Liga für acht Partien gesperrt wurde.

Sieben Partien gesperrt verpasst
Dadurch verpasste Xhaka auch die ersten vier Spiele der laufenden Spielzeit, und heute lässt sich sagen, dass dieser selbst verschuldete Saisonstart sinnbildlich für die schwierigen Monate ist, die der Routinier hinter sich hat. Die total sieben Partien, die er in dieser Saison gesperrt fehlte, haben weder ihm noch der Mannschaft geholfen.

Es stellt sich somit unweigerlich die Frage, welche Rolle der Routinier im Team noch innehat und ob er mit seinen regelwidrigen Aussetzern auf dem Platz dem FCB mehr schadet, denn hilft.

Doch nun könnte Xhaka just auf der Meisterschafts-Zielgeraden plötzlich wieder wichtig werden. Vor den Reisen ins Tessin und nach Lausanne, bei denen der FCB am Dienstag im viertletzten Match der Qualifikationsphase erst auf den FC Lugano und am Samstag auf Lausanne-Ouchy trifft, meldet Rotblau viele Absenzen. Auf Xhakas Position im Mittelfeld werden im Vergleich zum Zürich-Spiel im Süden der Schweiz Renato Veiga (Fussverletzung) und Leon Avdullahu (Gelbsperre) nicht mittun können.

Was nichts anderes bedeutet, als dass Taulant Xhaka im Cornaredo zu seiner zweiten Startelf-Nomination en suite kommen dürfte. Dabei wird er die fehlende Spielpraxis mit seiner Erfahrung und dem grossen Kämpferherzen wettzumachen versuchen. Denn mitten im Abstiegskampf helfen dem FC Basel und Xhaka nur eines: positive Momente auf dem Rasen. Schliesslich ist der Barrageplatz nach wie vor gefährlich nahe.

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