Presseschau

bz Basel vom 10.07.2024

Calafiori-Jackpot verschafft Basel Luft

Weit über 20 Millionen Franken Beteiligung am Transfer des Italieners zu Arsenal könnten für den FCB herausspringen.

Christoph Kieslich

Im Laufe des Montags hat es sich verdichtet: Der umworbene Ex-Basler Riccardo Calafiori, der italienische Shooting Star der Euro 2024, wird sich dem Arsenal FC aus der Premier League anschliessen.

Calafiori, der vor einem Jahr vom FCB zu Bologna wechselte, dort eine formidable Saison mit dem Einzug in die Champions League spielte und an der Euro 2024 der Lichtblick der Squadra Azzurra war, soll sich mit den «Gunners» auf einen Fünf- jahreskontrakt geeinigt haben, der ihm laut Medienberichten einen Jahreslohn von 4 Millionen Pfund einbringen soll.

Offen ist nur noch der Zeitpunkt des Vollzugs. Erst hiess es, Calafiori werde am 19. Juli nach seinen Ferien zur Vertragsunterschrift in London erwartet. Jetzt soll der Deal noch diese Woche über die Bühne gehen.

Basels gewaltige Beteiligung am Megatransfer
Angeblich bricht Calafiori, der mit Italien an der EM im Achtelfinal gegen die Schweiz ausschied, dafür seinen Urlaub auf den Malediven frühzeitig ab. Arsenal-Trainer Mikel Arteta will offenbar Nägel mit Köpfen sehen, ehe er mit dem Team nächste Woche zur Saisonvor- bereitung in die USA aufbricht.

Dessen ungeachtet wird beim FC Basel der Taschenrechner hervorgeholt, um die gewaltige Summe auszurechnen, die er durch diesen Megatransfer gewinnt.

Denn der FCB hat bei Calafioris Abgang kurz vor Toresschluss am 31. August des Vorjahres zwar nur eine überschaubare Ablöse erzielt, sich aber in einer Vereinbarung mit dem Bologna FC 1909 eine gewaltige Weiterverkaufsbeteiligung gesichert.

3 Millionen Euro soll der FCB zwei Jahre zuvor an die AS Roma bezahlt haben, Bologna wiederum 4,5 Millionen an den FCB – und von diesem Betrag flossen weitere 1,5 Millionen an die Roma, Calafioris Jugendklub, zurück. Macht unter dem Strich ein Nullsummenspiel.

Nun schenkt Calafioris Weiterzug in die Premier League jedoch richtig ein. Die Zahlen und Modalitäten, die herumgereicht werden variieren, von 40 Prozent Beteiligung war die Rede, mittlerweile scheint man sich aber auch in der Bologneser Fussballöffentlichkeit gewahr zu werden, dass es satte 50 Prozent sind, die ihr Verein an Basel abzutreten hat.

«Das ist David Degens Verhandlungsgeschick»
Der Transferflüsterer Fabrizio Roman will wissen, dass die zwischen Bologna und Arsenal ausgehandelte Ablösesumme 45 Millionen Pfund plus Zuschlag von 5 Millionen beträgt. Umgerechnet wären das 57,5 Millionen Franken. Dieselbe Quelle schrieb vor zwei Wochen, dass alles über eine Grenze von 6 Millionen Euro geteilt würde.

Umgerechnet 48,3 Millionen Franken meldete der nahe vom Arsenal FC berichtende «Guardian» als Ablösebetrag

Wie auch immer: Vorsichtig gerechnet läge der Windfall-Profit für den FC Basel bei rund 21 Millionen Franken, im besten Fall bei rund 26 Millionen. Ein schöner, ein fast unglaublicher Jackpot, den die Basler da gewinnen.

Oder wie es Sportchef Daniel Stucki vergangene Woche am Rande des Trainingslagers in Seefeld formulierte: «Das ist auch das Verhandlungsgeschick von David Degen. Das darf man ja auch mal sagen.»

Hinzu kommt die Ablöse für Renato Veiga, für den Chelsea bereit ist, umgerechnet ungefähr 14 Millionen Franken auf den Tisch zu blättern. Das macht bei einer Zehn-Prozent-Beteiligung an Sporting Lissabon und abzüglich der Investition von 4,5 Millionen unter Strich einen Reibach von 8,1 Millionen.

Der FCB sieht sich auf finanziell gesunden Beinen
Der FC Basel, der unlängst noch als finanzieller Sanierungsfall galt, wird dadurch zu einem Klub, der wirtschaftlich wieder Beinfreiheit erlangt. In erster Linie verbessern diese Einnahmen die Liquidität, denn gerade die Frühjahrsmonate mit wenig Einnahmen erhöhen bei dem hohen Personalaufwand den Druck.

«Der FCB steht wirtschaftlich auf gesünderen Beinen wie auch schon», sagt Stucki, «der Club ist wirtschaftlich nun besser aufgestellt, mit einem tieferen strukturellen Defizit. Und das wird nächstes Jahr noch tiefer sein.» Und er erklärt auch, warum: «Wir haben im Transferfenster des letzten Sommers viel Geld eingenommen. Diese Beträge werden nicht sofort bezahlt, da kommen Gelder über Jahre hinweg rein.»

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