Presseschau

Basler Zeitung vom 04.09.2024

Gegen FCZ oder YB? Dem FC Basel droht eine Kurvensperrung

Vor dem FCB-Auswärtsspiel in Sitten kam es in der Stadt zu Ausschreitungen. Nun droht den Baslern in einem der nächsten Heimspiele eine leere Muttenzerkurve.

Tilman Pauls

Wenn es am Wochenende zu Ausschreitungen in oder um Schweizer Stadien kommt, dann müssen sich in der folgenden Woche ein paar wichtige Menschen den Wecker stellen. Am Morgen finden jeweils die Sitzungen statt, in denen die Vorfälle aufgearbeitet werden. So eine Sitzung gab es auch an diesem Dienstag wieder, um 6.30 Uhr am Morgen.

Beim Auswärtsspiel des FC Basel in Sitten war es am Samstag zu einem Vorfall zwischen zwei Gruppierungen gekommen. Auf den Videos, die im Internet kursieren, ist nach aussen nicht erkennbar, welche Personen aufeinander losgehen oder ob sie eine konkrete Verbindung zu den Clubs haben. Aber es ist naheliegend: Die rund 30 Personen auf beiden Seiten fühlen sich dem FC Sion und dem FCB zugehörig.

Gerüchten zufolge soll es im Vorfeld des Spiels zu Provokationen im Internet gekommen sein, worauf es um kurz nach 15 Uhr zu einer Auseinandersetzung im Zentrum von Sitten kam. Der Basler Fanzug mit rund 800 Personen war zu diesem Zeitpunkt noch unterwegs. Die Polizei teilte am Samstag mit, dass eine Person leicht verletzt ins Spital gebracht wurde.

Welches FCB-Heimspiel trifft es?
Was nun folgt, kennen Schweizer Fussballfans bereits: In der letzten Saison wurden bei derartigen Vorfällen ganze Sektoren gesperrt, in Anlehnung an das mehrstufige Kaskadenmodell der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) – auch wenn die ersten Stufen in der Vergangenheit gern mal übersprungen wurden und es zu Kollektivstrafen kam.

Für den FCB bedeutet das: Dem Club droht eine Sperrung der Muttenzerkurve in einem der nächsten Heimspiele. Und die nächsten Partien im St.-Jakob-Park finden am 21. September gegen den FC Zürich und am 6. Oktober gegen die Young Boys statt. Ausgerechnet. Zwei Partien mit vielen Fans. Und zwei Partien, die ohnehin eine gewisse Sprengkraft haben, die durch ein Ausschliessen der Muttenzerkurve noch weiter zunehmen würde.

Der Klassiker gegen den FCZ ist traditionell ein Hochrisikospiel, zumal die Zürcher die meisten Auswärtsfans mit nach Basel bringen. Aber auch in Spielen gegen YB ist der Gästesektor gut gefüllt und es gibt Vorgeschichten der beiden Lager. Es sei nur an die Provokationen in Sachen «Choreohalle» erinnert.

Sektorensperrung gegen YB im letzten April
Gemäss Informationen der BaZ deuten die Zeichen darauf hin, dass es beim Heimspiel gegen YB zu einer Sperrung kommt. Gegen YB gab es zuletzt im April 2023 zwei gesperrte Sektoren, nachdem es nach dem Cupspiel der Teams zu Ausschreitungen gegen Sicherheitskräfte vor dem Stadion durch einige Basler Fans gekommen war. Trotz der Sektorensperrung versammelten sich damals beide Fanlager vor dem St.-Jakob-Park und alles blieb friedlich.

Denkbar, dass die Behörden sich darum nun für eine Sperrung im Heimspiel gegen YB entscheiden, weil diese Variante sicherer scheint. Denkbar wäre aber auch, dass ein anderes Heimspiel der Basler betroffen ist. In der Vergangenheit waren die Sanktionen der KKJPD nicht immer kohärent und nachvollziehbar.

Haben die Personen Bezug zum FCB?
Anzunehmen ist zudem, dass der FCB alles gegen eine Sperrung unternimmt. Schliesslich ist auf den Videos nicht zu erkennen, dass es wirklich Personen mit Bezug zum FCB sind, die auf den Strassen von Sitten in eine Auseinandersetzung verwickelt waren. Zudem ereignete sich der Vorfall nicht in direkter Nähe und direktem Zusammenhang mit dem Spiel. Die meisten Fans des FCB waren ja nicht mal im Wallis, als es zu den Tätlichkeiten kam.

Man darf jedenfalls gespannt sein, wie die Behörden die Vorfälle vom Samstag aufarbeiten und bewerten. Bisher gab es in dieser Saison keine Massnahmen, die in der breiten Öffentlichkeit für grösseres Aufsehen gesorgt hätten. Mit einer denkbaren Sperrung der Muttenzerkurve dürfte sich dies aber ganz schnell ändern.

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