bz Basel vom 15.04.2025
Jahresrechnung 2024: Der FC Basel erzielt Gewinn und äufnet sein Eigenkapital, was auch nötig ist, um international mitspielen zu dürfen.
Christoph Kieslich
René Heiniger, der Finanzchef des FC Basel, macht kein Hehl daraus, warum der Klub erstmals seit der Ära Burgener wieder in einer Medienrunde seine Geschäftszahlen öffentlich und ausführlich erläutert. Und auch wenn weder der starke Mann im Hintergrund, Verwaltungsratspräsident David Degen, noch seine Mitaktionäre Ursula Rey-Krayer, Andreas Rey und Dan Holzmann zugegen waren, so spricht Heiniger wohl auch in ihrem Namen, wenn er sagt: «Wir wollen ein positives Zeichen setzen.»
Dieses Zeichen heisst verkürzt: enorme Transfererlöse von 57 Millionen Franken, ein Gewinn von über 15 Millionen und eine Spardose aufgefüllt auf 17 Millionen. Zahlen, mit denen man sich sehen lassen kann. Als Klub auf dem vergleichsweise Mini-Fussballmarkt sowieso und in einem Jahr, in dem der FCB erstmals seit einem Vierteljahrhundert die internationale Qualifikation verpasste, erst recht.
Vielleicht ist es Zufall – oder auch kein Zufall –, dass der FCB mit diesen vorteilhaften Zahlen just in dem Moment um die Ecke kommt, da er sportlich eine Hausse erlebt. Die 1. Mannschaft steht unvermittelt im Meisterrennen so gut da, dass der erste Titel seit 2017 plötzlich greifbar nahe ist. Beides – die Geschäftszahlen wie das sportliche Abschneiden, bei dem ja auch noch das Double möglich ist – wären Bestätigung der Strategie unter Degen, der vor vier Jahren die Aktien und das Ruder von Bernhard Burgener übernommen hatte.
Was Heiniger und der beim FCB mit einem 65-Prozent-Pensum auf Mandatsbasis angestellte Finanzberater Friedrich Dietz, der den Degen-Zwillingen auch beim Aufbau der Spieleragentur SBE half, am Montag nebst den Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 auch aufgezeigt haben, ist das grössere Bild. Die Reduktionen beim Aufwand etwa, die sie mit dem Jahr 2017 als Indexbasiswert verglichen haben. Bei den Personalkosten, die massgeblich von den Spielerverträgen bestimmt werden, wurde 2018, im ersten Jahr unter Burgener, ein Höchststand erreicht, der bei 50 Millionen Franken lag. Seither wurde der Wert um rund 40 Prozent gesenkt.
Für Dietz ist damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: «Ich kann nur David Degen zitieren: ‹Die Personalkosten müssen noch weiter runter.›» Potenzial gibt es unter den insgesamt 14 ausgeliehenen Spielern. Somit käme der FCB auch dem Ziel beim strukturellen Defizit näher, das auf fünf Millionen gesenkt werden soll und aktuell noch, so Heiniger, bei etwas über zehn Millionen liegt.
Die Defizitgarantie für den Verein wird nicht fällig
2024 hat der FCB 32 Millionen für Löhne ausgegeben, in der Verwaltung noch einmal etwas weniger als im Jahr zuvor, aber insgesamt 1,3 Millionen mehr, was sich mit der Eingliederung der Frauenabteilung in die AG erklärt. Der – gewünschte – Nebeneffekt davon ist, dass die AG keine Defizitgarantie mehr gegenüber dem Verein FC Basel 1893 erfüllen musste. Die lag 2023 noch bei 900’000 Franken. Und damit ist dieses heikle Thema vom Tisch.
Beim Umsatz stehen 97,3 Millionen Franken Ertrag (2023: 101,4) 79,8 Millionen Aufwand gegenüber (2023: 95). Wies er 2023 noch einen Minigewinn von 62’000 Franken aus, weil zum Beispiel fast sieben Millionen in Rückstellungen wanderten, steht dieses Mal nach Steuern ein Plus von 15’568’000 Franken unter dem Strich.
Es ist dies das positive Zeichen, von dem Heiniger in seiner offiziellen Funktion als Director Finance & Accounting spricht: «Es ist ein super Ergebnis und wir wollten nicht wieder den Gewinn künstlich senken.»
Was in der Bilanz weiterhin zu finden ist, sind als langfristige Darlehen die Rückzahlverpflichtungen der Covid-Kredite (10,6 Millionen) und 12,7 Millionen, die als Darlehen der FC Basel Holding AG ausgewiesen sind.
Zu den interessanten Eckdaten der Jahresrechnung zählen die Matcheinnahmen, die aufgrund fehlender internationaler Spiele um 13,5 Prozent auf 12,9 Millionen sanken (Business Seats: minus 15,3 Prozent). Damit einhergehend sanken auch die Einnahmen von der Uefa um 73 Prozent auf 1,4 Millionen. Diese summieren sich grösstenteils aus Solidaritätszahlungen. Immerhin: Bei den nationalen Spielen sah es besser aus. Es wurden 500 Saisonkarten und viele Einzeltickets mehr verkauft. Beim Merchandising, also dem Verkauf von Fanartikeln, spricht Heiniger, der kurz vor seinem 25-jährigen Dienstjubiläum als FCB-Urgestein bezeichnet werden darf, von «einem Rekord in den letzten 20 Jahren»: Um 1,25 Millionen auf 4,3 Millionen Franken kletterte hier der Ertrag, pro Sonder-Trikotedition wurden 2000 Stück verkauft und das alles lässt sich, so Heiniger, massgeblich mit dem «Shaqiri-Effekt» erklären.
Aufgehen würde die Rechnung für Degen und den FCB indes nicht, wenn nicht im zweiten Jahr in Folge der Transferertrag astronomische Höhe erreicht hätte. Nach 55,5 Millionen liegt er 2024 bei 56,96 Millionen. Für die Veigas, Barrys, für die zweistellige Transfersummen erzielt werden konnten, aber auch die Ltaiefs, Millars und Djigas und obendrein für Riccardo Calafiori, dessen kometenhafter Aufstieg in eine fette Beteiligung am Weiterverkauf für die Basler mündete, für die sie keinen Finger krumm machen mussten.
Diese Transfereinnahmen stellen aber auch eine Art Klumpenrisiko dar, zumal ohne Einnahmen aus den internationalen Wettbewerben. Der Anteil am Gesamtumsatz beträgt 59 Prozent. Und weil bei Transfers – hin zum FCB oder weg – immer jemand aus der Fussballwelt die Hand aufhält, der Klub, ein Agent und der Spieler selbst, flossen auch satte 15,8 Millionen Franken ab. Berücksichtigt man dann noch die 13,8 Millionen Abschreibungen für 2024 auf die Transferwerte und zählt die 6,8 Millionen aufgelösten Rückstellungen aus 2023 hinzu, bleibt in der Bilanz ein Transfergewinn von 34,1 Millionen. Ausserdem schlummern stille Reserven im defensiv bewerteten Spielkader.
Eine Eigenkapitalquote, die auch die Uefa befriedigt
Beim Eigenkapital ist der FCB zwar noch weit entfernt von den goldenen Zeiten der acht Meistertitel von 2010 bis 2017 und den Champions-League-Teilnahmen in Serie, aber er äufnet diese Seite seiner Bilanz von 1,6 Millionen auf 17,2 Millionen. Das macht eine Eigenkapitalquote von rund 19 Prozent, die einen Finanzexperten ausserhalb des Profifussballbusiness noch nicht glücklich macht, aber die internationalen Verbände umso mehr.
Gerade erst hat die Uefa ihre Vorgaben verschärft, unter denen eine Zulassung zu den Europacup-Wettbewerben erfolgt. Da möchte der FCB wieder mitmischen. Und als Schweizer Meister wäre ihm als Qualifikant für die Champions League die Teilnahme an der Europa League bereits garantiert.