bz Basel vom 08.05.2025
An der 131. Mitgliederversammlung des FC Basel wird auch Carol Etter als Delegierte in der AG abtreten. Die Nachfolge ist geregelt.
Christoph Kieslich
Es wird allem Anschein nach vergleichsweise ruhig und konfliktfrei zugehen, wenn sich der FC Basel am Montag zur Mitgliederversammlung trifft. Womöglich liegt sich die rotblaue Gemeinschaft im Kongresszentrum der Messe Basel auch schon glückselig in den Armen, wenn der Titelgewinn am Sonntagabend bereits Realität werden sollte. Zu verhindern sein wird die 21. Schweizer Meisterschaft für den FCB aber sowieso nicht mehr.
Der Blick zurück auf das 130. Vereinsjahr fällt durchgehend erfreulich aus. Im Bericht des Vorstands wird noch einmal zwölf Monate zurückgespult zu den in der Öffentlichkeit verhandelten Details der Geschäftstätigkeit der FCB-AG. Sprich: Geldflüsse über externe Firmen, zum Teil mit Beteiligung von FCB-Aktionären und anderen. «An der Mitgliederversammlung konnte ein Schlussstrich gezogen und Einheit demonstriert werden», heisst es dazu. Mit einem geschlossenen Auftreten sei das Vertrauen der Mitglieder in das Führungsteam des FCB gefestigt worden und der Grundstein für die positive Entwicklung gelegt worden.
In nackten Zahlen sieht das so aus: Der in die FC Basel AG ausgelagerte Profibetrieb machte 2024 satte 15,5 Millionen Franken Gewinn, vor allem dank enormer Transfererträge von 57 Millionen Franken. Und weil die Frauenfussballabteilung vom Verein in die AG eingegliedert wurde, womit 1,5 Millionen Franken Personalaufwand aus der Rechnung des Vereins verschwanden und insgesamt 2,15 Millionen weniger aufgewendet werden mussten, passierte etwas ganz Neues.
Letztmals schrieb der Verein 2006 kein Defizit
Seit der Schaffung des heutigen FCB-Konstruktes mit Verein, AG und Holding im Jahr 2006 schliesst der Verein erstmals mit einem finanziellen Gewinn ab. In den Jahren zuvor trug jeweils die AG die Defizite des Vereins. Grundlage dafür ist eine Abmachung, die von 2006 stammt und die vor zwei Jahren bei einem Kapitalschnitt der AG für grosse Aufregung gesorgt hatte, weil die Aktionäre – David Degen, Ursula Rey-Krayer, Andreas Rey und Dan Holzmann – den Verein in die Pflicht nehmen wollten, was diesen jedoch an den Rand des Ruins getrieben hätte.
Mittendrin in diesen Stürmen war Carol Etter, die vier Jahre lang die Funktion der Delegierten des Vereins im Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG ausübte. In den Irrungen und Wirrungen der Endphase von Bernhard Burgeners Besitzerschaft und dem Übergang zu David Degen erreichte eine breite Protestwelle unter Mitgliedern und Fans, befeuert von der «Yystoo»-Bewegung, damals unter anderem eine Statutenänderung.
Etter wurde mit Edward Turner und Tobias Adler in einen neu formierten Vereinsvorstand um Präsident Reto Baumgartner gewählt. Der Verein wird seither durch einen Delegierten im AG-Verwaltungsrat repräsentiert.
Etter, von Haus aus Juristin, brachte erstmals als unabhängige Delegierte des Vereins eine ergänzende Perspektive in den Verwaltungsrat ein, ein Ausgleich in einem ansonsten homogen aus Holding-Aktionären zusammengesetzten Gremium. Sie spricht davon, dass der Klub vor riesigen Herausforderungen gestanden habe. Dass es darum gegangen sei, in einem neuen Führungsteam ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und dabei gleichzeitig auch die Interessen der Vereinsmitglieder im Auge zu behalten. «Daraus ist Vertrauen gewachsen und ein stabiles Fundament», so Etter.
Nach vier «sehr engagierten und intensiven Jahren», wie es vonseiten des Vereins heisst, gibt Carol Etter ihr Amt als Delegierte ab. Sie will sich künftig um andere Schwerpunkte im Verein kümmern. Als Nachfolger ist bei der Mitgliederversammlung Vereinspräsident Reto Baumgartner vorgeschlagen.